Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1495) Wer weiß, wie seine eigene Kommuni- kation funktioniert und wirkt, kann diese gezielt einsetzen und auch ande- re spiegeln. „Eine offene und zuge- wandte Körpersprache kann den Patienten auch motivieren mitzuma- chen,“ sagt Wölber. KÖRPERSPRACHE MOTIVIERT PATIENTEN ZUM MITMACHEN Bei einem erwachsenen Patienten, der verärgert oder unmutig ist, könne man dieselbe Körperhaltung, wie ver- schränkte Arme, einnehmen, um darü- ber Verständnis im Sinne der Gleich- stellung zu signalisieren, empfiehlt Wölber. Dieses Spiegeln unterstütze die verbale Kommunikation, mit der man zunächst dem Anliegen des Patienten zustimmen kann. Bei der Behandlung eines ängstlichen Kindes könne der Zahnarzt ähnlich auf dem Stuhl Platz nehmen, regt Wölber an. Auch das sei nonverbale Kommu- nikation, die vor allem über den Akt der Empathie funktioniere. Wichtig ist laut Wölber auch die para- verbale Kommunikation: Über Stimm- farbe, -klang, Sprachgeschwindigkeit und Rhythmus werde neben dem Inhalt unterschwellig transportiert, ob die Verständigung gelingt und auf Sympathie aufbauen kann oder nicht. Wer langsam und klar spricht, helfe dem Patienten, sich zurechtzufinden. Eine freundliche Stimme könne Sicherheit vermitteln und Sympathie schaffen. VERBAL KANN MAN LÜGEN, NONVERBAL SCHLECHT Zur nonverbalen Verständigung könn- ten auch leichte Berührungen gehö- ren. Hier rät der Experte allerdings zu Vorsicht, insbesondere in Corona-Zei- ten, aber auch aus psychologischer Sicht. Während die einfühlsame Geste auf manche Patienten beruhigend und verbindend wirke, könne sie bei ande- ren das Gegenteil bewirken. Insgesamt hält Wölber die Wirkung von nonverbaler Kommunikation für zu wenig untersucht. Ihr komme gleichwohl dieselbe Bedeutung zu wie dem gesprochenen Wort, sie sei sogar noch aufschlussreicher. Denn verbal könne man lügen, mit der Körperspra- che schlecht. LL 1 Kruse AB, Heil HK-P, Struß N, et al. Working experience is not a predictor of good communication: Results from a controlled trial with simulated patients. Eur J Dent Educ. 2020; 24: 177–185. https://doi.org/10.1111/eje.12482 2 Quinn S, Herron D, Menzies R, et al. The Video Interaction Guidance approach applied to teaching communication skills in dentistry. Eur J Dent Educ. 2016; 20(2): 94–101. DOI: 10.1111/eje.12146. TIPPS FÜR DAS PATIENTENGESPRÄCH Dos \ Vorabgespräch mit sitzendem Patienten und auf Augenhöhe führen \ Der Blickkontakt im Gespräch wirkt aktivierend. \ zugewandte, offene Körperhaltung \ freundliche Stimme, klare Sprache \ Patienten spiegeln: gleiche Haltung einnehmen, um Empathie zu signalisieren \ sich selbst regelmäßig reflektieren Dont´s \ Gespräch „von oben herab“ über den Patienten gebeugt führen \ abwenden oder den Rücken zudrehen \ beim Reden mit dem Blick abschweifen \ Ein starrender Blickkontakt wirkt dominant. \ Eine schroffe Stimme wirkt einschüchternd. \ empathieloses Verhalten Foto: Adobe Stock_pikselstock Die Patientin muss sich ganz schön den Kopf verrenken. Auch sonst ist es ungünstig, wenn sie beim Gespräch auf dem Behandlungsstuhl sitzt. | 37

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=