Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1501) Stephan Grüner, Geschäftsführer der eazf, berichtet, dass Kurskonzepte umgearbeitet wurden, um angesichts redu- zierter Plätze in den Kursräumen auch Kurse in kleineren Gruppen durchführen zu können. PRAXISNAH – MIT AUFLAGEN Als besonders schwierig ordnen die Fortbildungsinstitute die wirtschaftlichen und räumlichen Herausforderungen unter Corona-Bedingungen ein. Die Fortbildungsakademie Adolph Witzel der Kammer Thüringen etwa führt an, dass auf jeden Fall eine tragbare finanzielle Kalkulation der Fort- bildungskurse für die kommenden Monate und Jahre notwendig ist. Denn: Eine reduzierte Teilnehmerzahl geht auch einher mit betriebswirtschaftlich schwierigen Rahmen- bedingungen für die Institute. Und: Ein praxisnahes Training am Phantom, gegenseitige Übungen oder eine Behandlung am Patienten muss auch unter aktuellen Rechtsverordnungen funktionieren. „Oft sind größere Räume notwendig - oder eine Kursaufteilung auf mehrere Räume“, erläutern beispielsweise Dr. Michael Bartling und Hans-Joachim Beier, zuständige Vorstandsmit- glieder der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe. Schwierig sei es auch, die richtige Themenauswahl für Online- und Präsenzkurse zu finden. Nicht jedes Thema eigne sich für einen Online-Kurs, betonen sie. BEGEGNUNG – MIT MASKE Ein ganz wichtiger Aspekt in der Fortbildung: Der Austausch. Die Teilnehmenden vermissen den kollegialen Dialog und fordern die Kammer zur Organisation interessanter Angebote auch untere den geltenden Einschränkungen auf, heißt es etwa aus Thüringen. Und Prof. Walther bringt das für Karlsruhe auf den Punkt: „Online-Fortbildung gilt vielen Kolleginnen und Kollegen nicht als gleichwertig. Man muss eine Balance zwischen den Angeboten finden, die den jetzt komplexer gewordenen Anforderungen genügt. Fortbildung heißt für die Kollegenschaft auch Begegnung miteinander. Im Gespräch erfährt und versichert man sich der Gemein- schaft, zu der man gehört. Das muss jetzt auch mit Maske gehen.“ Ein weiteres Merkmal: Qualitätsfragen. Walther dazu: „Ich halte es außerdem für besonders wichtig, dass Online-Formate auch hohe Qualitätsstandards erfüllen. Wir werden deswegen nur Live-Veranstaltungen durchführen, in denen ein direkter Kontakt mit den Referenten möglich ist.“ Generell sehen sich die Institute für eine mögliche zweite Pandemiewelle – auch unter verschärften Hygienemaß- nahmen – gut gerüstet. Sie sind für mobiles Arbeiten vorbe- reitet, Dienstpläne sollen verhindern, dass bei einer mög- lichen Infektion innerhalb des Personals der Dienstbetrieb komplett zum Erliegen kommt. Auch eine Zusammenarbeit mit den Fortbildungsinstituten anderer Länderkammern sei denkbar, wie es beispielsweise aus Thüringen heißt. ONLINE REICHT NICHT Die Corona-Krise hat bisher gezeigt, dass Online-Seminare eine verstärkte Rolle spielen. Die Institute passen ihre Konzepte an oder konzipieren neue. Doch nur Online reicht nicht: So berichtet zum Beispiel Grüner , dass die eazf ihr Kursprogramm sehr stark auf praktische Fortbil- dungsangebote ausgerichtet hat und dies in der strategi- schen Ausrichtung auch weiter intensiviert wird. Deshalb stellen Online-Angebote in der eazf nur einen geringen Anteil der Geschäftstätigkeit dar, berichtet er. Unabhängig davon werden jedoch aktuell Kooperationen im Bereich der Online-Fortbildung ausgebaut, um hier ein komplementäres Fortbildungsangebot zu schaffen. Auch Archibald Salm berichtet für Rheinland-Pfalz, dass der Online-Bereich eine größere Rolle spielt. Dennoch: Unser Fortbildungsangebot lebt aber ganz wesentlich von praktischen Kursen, da ist dieses Medium nur begrenzt einsetzbar.“ Zweigleisig zu fahren, ist also eine wichtige Option. Die Kammer Sachsen hat laut Geschäftsführer Brandt „Angebote als Web-Seminar in der Schublade.“ In Mecklen- burg-Vorpommern wurden Online-Seminare deutlich erhöht und die technischen Voraussetzungen dafür geschaf- fen, berichtet Kammerpräsident Prof. Dr. Dietmar Oester- reich, der gleichzeitig Vizepräsident der Bundeszahnärzte- kammer ist. Das ZFZ in Stuttgart blickt inzwischen auf eine mehrjährige gute Erfahrung mit Online- oder Hybrid-Kursen zurück – bereits vor der Corona-Krise. Und mit den Dental6Days (https://dental6days.de/) hat das ZFZ ein völlig neues Konzept geschaffen, das im Oktober erstmals realisiert werden soll: Ein digitales Fortbildungsformat, gekoppelt an eine virtuelle Fachmesse mit zahlreichen Dentalherstellern, Möglichkeiten zum Dialog und viel Entertainment auf einer speziell entwickelten Plattform. Auch in Thüringen gibt es – als Erfahrung aus der Corona-Krise – eine neue Fortbil- dungskonzeption: eine neue dreiteilige Kursreihe zu Be- triebswirtschaft, Praxismanagement und Kommunikation. FORTBILDUNGSPFLICHT Letztlich ergibt sich auch die Frage, ob die Pandemiesitua- tion bisher Einfluss auf die Fortbildungsverpflichtung des Zahnarztes genommen hat. Die Institute sehen hier kein Problem, so die Tendenz. Was die vertragszahnärztliche Fortbildung angeht, hatte das Bundesgesundheitsministeri- um (BMG) angesichts der Corona-Pandemie ohnehin schon zugestimmt, die Frist für den Nachweis vertragszahnärztli- cher Fortbildungsmaßnahmen nach § 95d SGB V um ein Quartal zu verlängern. Und in Mecklenburg-Vorpommern, so berichtet Präsident Oesterreich, wurde eine Verlängerung des dortigen kammereigenen Fortbildungssiegels (150 Punk- te in drei Jahren) für die Jahre 2020/2021 per Vorstandsbe- schluss vereinfacht: beide Jahre seien zur Erlangung der Fortbildungspunkte nutzbar. pr Zum hier beschriebenen Stimmungsbild hat die zm beispielhaft neun Fortbildungsinstitute der Kammern befragt - größere wie auch kleinere. Insgesamt gilt: Fortbildung wird in allen 17 Kammerbereichen angeboten. Mehr unter: https://bit.ly/BZAEK_Fortbildungsangebote_der_Laender sowie unter https://bit.ly/KZBV_Vertragszahnaerztliche_Fortbildung . Die BZÄK wird zum Thema Fortbildung/Fortbildungsinstitute Ende September eine Koordinierungskonferenz abhalten. | 43
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