Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1511) Fotos: Michael Arnold klinischen Erfolg zwischen einzeitigen und mehrzeitigen Therapieverfahren [Balto, 2009; Figini et al., 2008]. Im zahn- ärztlichen Alltag überwiegt jedoch das mehrzeitige Therapie- verfahren in der Endodontie [Sathorn et al., 2009]. Ursache für das Festhalten an mehrzeitigen Therapieverfahren kann die Unsicherheit sein, ob die chemomechanische Aufbereitung hinreichend zur Eliminierung der intrakanalären Infektion beigetragen hat. Ist der Patient frei von pathologischen Symptomen, erfolgt die Wurzelkanalfüllung. Die symptom- orientierte Entscheidung für die Therapie hat sich bewährt, beinhaltet jedoch auch Risiken und Mehrbelastungen für den Patienten [Estrella et al., 2017; Arnold, 2018]. Ein visuell kontrolliertes Arbeiten mit dem Dentalmikroskop ermöglicht das rechtzeitige Erkennen von endodontischen Problemstellungen – zum Beispiel Perforationen, resorptiven Läsionen, tiefen Wurzelkanalaufteilungen, Isthmen oder weiten apikalen Foramen. Risikofaktoren für den Erfolg der Therapie können damit zu großen Teilen ausgeschlossen werden, so dass die objektiven Befunde im Verlauf der Behandlung auch bei infizierten oder symptomatischen Zähnen eine einzeitige Therapie rechtfertigen. Fallbeispiel 5 (Abbildung 7) Im Rahmen einer Therapieplanung für eine kieferorthopä- dische Therapie bei einer elfjährigen Patientin wurde am Zahn 22 eine apikale Aufhellung mit einer hartgewebigen Einstülpung ermittelt. Der Zahn wies keine weiteren patho- logischen Befunde auf. Auf den thermischen und elektrischen Sensibilitätstest reagierte die Patientin reproduzierbar po- sitiv. Der radiologische Befund einer apikalen Aufhellung konnte mit der DVT-Aufnahme bestätigt werden (Abbil- dung 7a). Es lag eine seltene Form eines Dens invaginatus vom Typ 3b nach Oehlers vor. Fallbeispiel 5: Eine seltene Anatomie Abb. 7a: Ausschnitt einer sagittalen DVT-Aufnahme von Zahn 22: Innerhalb der Wurzel hat sich eine teils schmelz- und dentindichte Struktur eingelagert. Die nach labial weisende apikale Aufhellung scheint mit der Invagination in Verbindung zu stehen. Abb. 7b: Unter vergrößerter Sicht lässt sich der Zugang zur Invagination in dem mesialen, von Plaque bedeckten Grübchen (Pfeil) vermuten. Abb. 7c: Nach minimalinvasiver Eröffnung lässt sich bei 20-facher Vergrößerung die Schmelzeinfaltung (Pfeil) erkennen. Abb. 7d: Erst nach einer weitergehenden Ultraschallpräparation gelingt es, den Hohlraum für eine weitergehende mechanische Erweiterung freizulegen. Abb. 7e: Röntgenabschlusskontrolle mit vollständiger thermo- plastischer Wurzelkanalfüllung und geringer Überpressung Abb. 7f: Fünf Jahre nach Abschluss der Therapie und kieferortho- pädischer Korrektur der Zahnstellung ist die apikale Aufhellung vollständig abgeheilt bei erhaltener Vitalität. 7a 7b 7c 7d 7e 7f | 53
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=