Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1512) Unter Sicht mit dem Dentalmikroskop gelang es, den Zugang zur Invagination aufzufinden und minimalinvasiv zu erweitern (Abbildung 7b). Nach einer abschließenden Desinfektion konnte der Hohlraum vollständig mit Gutta- percha und einem Epoxidharz-haltigen Sealer verschlossen werden, ohne die Vitalität des Zahnes zu beeinträchtigen. Fünf Jahre nach Abschluss der einzeitigen Wurzelkanal- behandlung reagierte der symptomlose Zahn positiv auf den Sensibilitätstest und die apikale Aufhellung erschien deutlich verkleinert (Abbildungen 7e und 7f). Biologische Reparatur Neue Therapieansätze in der Endodontie verfolgen das Ziel, zerstörte biologische Strukturen im Rahmen eines reparativen Verfahrens wieder zu ersetzen. Erste klinische Fälle und Fall- serien lassen vermuten, dass es gelingen kann, Pulpagewebe teilweise zu regenerieren [Iwaya, 2001; Zhujiang & Kim, 2016]. Diese Therapieverfahren sind extrem sensitiv, da bereits kleinste Abweichungen im Therapieablauf das Ergebnis ne- gativ beeinflussen können. Unter mikroskopischer Kontrolle gelingt es dabei besser, die Qualität der therapeutischen Ab- folge zu kontrollieren und Fehler zu vermeiden. Fallbeispiel 6 (Abbildungen 8 und 9) Eine 28-jährige Patientin wurde mit einer Schwellung und Fistel am Zahn 22 in eine auf Endodontie spezialisierte Praxis überwiesen. Die Patientin gab ein drei Jahre zurückliegendes Trauma am Zahn 22 an. Aufgrund des asymptomatischen Verlaufs wurde bisher keine Therapie erforderlich. Der Zahn wies keine pathologischen Sondierungswerte auf und reagierte nicht auf den thermischen und elektrischen Sensibilitäts- test. Radiologisch konnte der Fistelverlauf zur lateralen Auf- hellung nachgewiesen werden. Innerhalb des Wurzelkanals ließen sich rundliche Erweiterungen erkennen (Abbildung 8a). Es bestand der Verdacht auf eine infizierte Pulpanekrose mit interner Resorption. Im Verlauf der intrakoronalen Befund- aufnahme konnte nach Entfernung des nekrotischen Pulpa- gewebes durchblutetes und sensibel reagierendes Gewebe bei 16-facher Vergrößerung ermittelt werden (Abbildung 8b). Es bestand das Ziel, die bakterielle Infektion zu eliminieren und das vitale Gewebe zu erhalten und zu einer Reparatur der resorptiven Defekte anzuregen. Nach einer mechanischen Erweiterung des koronalen Wur- zelkanals und Desinfektion mit NaOCl in 3-prozentiger Konzentration wurde für einen Zeitraum von sechs Wochen Fallbeispiel 6: Reparatur einer internen Resorption Abb. 8a: Ausschnitt einer DVT-Aufnahme in frontaler Rekonstruktions- ebene: Am Zahn 22 sind eine apikale diffuse Aufhellung und eine lateral scharf begrenzte Aufhellung sichtbar. Innerhalb der Wurzel erscheint der Wurzelkanal weit. Zwei rundliche Aufhellungen markieren den Bereich einer fortgeschrittenen internen Resorption. Abb. 8b: Bei 16-facher Vergrößerung lässt sich nach Entfernung des nekrotischen Gewebes im mittleren Wurzeldrittel durchblutetes Gewebe erkennen, das zur Reparatur des internen Zahnhartsubstanz- defekts genutzt werden soll. Abb. 8c: Kontrolle des intrakanalären Gewebes nach Entfernung der medikamentösen Einlage: Erste Mineralisationen sind sichtbar und mit einer Mikrosonde tastbar. Abb. 8d: Induzierte Blutung zur Schaffung eines Stützgewebes für eine biologische Reparatur: Auf das noch flüssige Blutkoagel erfolgt die drucklose Abdeckung mit MTA unter Kontrolle mit dem Mikroskop. Abb. 9: Gegenüberstellung des Ausgangs-DVT mit dem Kontroll-DVT nach drei Jahren in a) frontaler, b) sagittaler und c) axialer Rekonstruktionsebene 8a 8b 8c 8d 54 | ZAHNMEDIZIN
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