Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1513) frisch angemischtes Ca(OH) 2 genutzt, um das Dentin zu desinfizieren. Im Anschluss wurde das Dentin mit 17-pro- zentiger EDTA-Lösung gespült und eine Blutung induziert, damit der gesamte resorptive Zahnhartsubstanzdefekt mit Ersatzgewebe gefüllt werden konnte (Abbildungen 8c und 8d). Das Blutkoagel wurde mit MTA abgedeckt und die Kavität mit Komposit zur Vermeidung einer Reinfektion verschlossen. Drei Jahre nach Abschluss der Therapie ist der Zahn symptomlos, die Fistel und die periapikale Aufhellung sind abgeheilt. Innerhalb der resorptiven Defekte hat sich ein Zahnhartgewebe ausgebildet unter gleichzeitigem Erhalt eines Wurzelkanals (Abbildung 9). Das Erkennen und Differenzieren von durchbluteten und nekrotischen Geweben innerhalb des Wurzelkanals gelingt nur unter Nutzung eines Mikroskops mit einer adäquaten Beleuchtung. Der Wechsel der desinfizierenden Einlagen darf das verbliebene vitale Gewebe nicht zusätzlich schädigen, so dass die genutzten Ultraschallfeilen unter optischer Kon- trolle auf die maximale Eindringtiefe kontrolliert werden müssen Die Applikation von MTA-Zement auf einer Flüssig- keitssäule aus Blut innerhalb des Wurzelkanals lässt sich ohne Mikroskop nicht sicher realisieren. ZUSAMMENFASSUNG \ Mit Lupenbrillen ab 3,5-facher Vergrößerung und zusätzlicher Lichtquelle können erste Verbesserungen in der endodontischen Diagnostik und Therapie erzielt werden. \ Die variable Vergrößerung und die tageslichtähnliche Beleuchtung eines Dentalmikroskops ermöglichen die Qualität bei bewährten Therapieverfahren zu ver- bessern. Durch die visuelle Kontrolle kann die Prozess- qualität verbessert werden. Insbesondere minimal- invasives Arbeiten wird unterstützt durch die bessere Orientierungsmöglichkeit im Wurzelkanalsystem und durch eine verbesserte Feinmotorik. Einige neue Diagnostik- und Therapieansätze sind ohne Dental- mikroskop nicht durchführbar. \ Der Einsatz von Vergrößerungshilfen in der Endodontie ist auch unter dem Aspekt des ergonomischen Arbeitens bedeutsam. Die aufrechte und abgestützte Körperhaltung hilft Über- und Fehlbelastungen vorzubeugen, so dass auch Langzeitbehandlungen in großer Detailschärfe und ermüdungsfrei bis ins höhere Lebensalter möglich werden. \ Nicht zuletzt drängt sich im Licht der COVID-19-Pan- demie noch ein weiteres Argument für den Einsatz von Vergrößerungshilfen in den Vordergrund: Durch die indirekte Arbeitsweise mit Lupenbrille oder Mikro- skop können der Arbeitsabstand zum Patienten ver- größert und die Infektionsgefahr im Rahmen der endodontischen Therapie erheblich reduziert werden. \ Fotos: Michael Arnold 9a oben links 9a unten links 9b oben mitte 9b unten mitte 9c oben rechts 9c unten rechts | 55

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