Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1514) D ie Anforderungen und Ansprü- che an das zahnärztliche Behandlungsteam steigen konti- nuierlich – unter dem Stichpunkt „Oral Health-related Quality of Life“ erwarten Patienten heute nahezu selbstverständlich gesunde und ästhe- tische Verhältnisse in ihrer Mundhöhle. Sind zu deren Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung oralchirurgische Eingriffe erforderlich, scheint ein klarer Zusammenhang zwischen einer kom- plikationslosen Wundheilung und bestmöglichen Behandlungsergebnis- sen zu bestehen [Burkhardt & Lang, 2015; Wikesjö & Selvig, 1999]. Ein fun- diertes Wissen seitens der Kliniker in Bezug auf die physiologischen Abläufe, Risikofaktoren und über die klinischen Hürden für optimale Wundheilungsab- läufe scheint deshalb der Schlüssel für erfolgreiche Resultate nach chirurgi- schen Eingriffen in der Mundhöhle zu sein. Die chirurgische Wundsetzung wie auch der spätere Wundverschluss müssen so durchgeführt werden, dass eine optimale Kontrolle der für die erfolgreiche Heilung bedeutsamen Fak- toren möglich ist [Cortellini & Pini Prato, 2012; Mounssif et al., 2018]. Vor diesem Hintergrund spielt neben der erzielten Wundstabilität eine ausrei- chende Blutversorgung des Operati- onsgebiets die entscheidende Rolle. Bei einer Heilung per primam sind die Wundränder glatt, gut durchblutet, spannungsfrei aneinander liegend und präzise adaptiert. In der initialen, hämostatischen Phase bildet sich ein dünnes Blutgerinnsel zwischen den Wundrändern. Die Anhaftung dieses Koagulums fungiert als Abwehr gegen- über mechanischen Belastungen auf die präparierten Lappen [Wikesjö et al., 1991]. Blutplättchen geben Wachs- tumsfaktoren ab, die die Heilung ein- leiten. Es bildet sich eine Matrix aus weißen Blutkörperchen, die die Wunde bedeckt. Es kommt zu einer leichten Entzündungsreaktion, in deren Folge meist keine Gewebeschädigung verur- sacht wird. Die Gefahr einer bakteriel- len Infiltration wird durch den Ver- schluss im oberflächlichen Bereich der Wunde nahezu vollständig vermieden [Cortellini & Tonetti, 2009]. Die Bildung von Narben- oder Granulations- gewebe wird minimiert, eine vollständi- ge Ausheilung der Wundregion und eine Wiederherstellung der Gewebe ermög- licht (Abbildung 1). Im Gegensatz dazu erfolgt die Wund- heilung bei nicht primär verschlosse- nen beziehungsweise aufgrund eines CME AUF ZM-ONLINE Vergrößerungshilfen in der Chirurgie Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME- Punkte der BZÄK/ DGZMK. Foto: Hürzeler/Zuhr Abb. 1: Klinisches Fallbeispiel einer primären Wundheilung eine Woche nach chirurgischer Rezessionsbehandlung Abb. 2: Klinisches Fallbeispiel einer sekundären Wundheilung eine Woche nach regenerativer Parodontitistherapie Foto: Hürzeler/Zuhr FORTBILDUNG VERGRÖßERUNGSHILFEN IN DER ZAHNMEDIZIN Mikrochirurgie heute: Vergrößerungshilfen in der oralen Chirurgie Sophia Mulugeta Abraha, Otto Zuhr In der oralen Chirurgie sind optimale Behandlungsergebnisse gegenwärtig nicht ohne eine komplikationslose Wundheilung in der frühen postoperativen Phase zu erreichen. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen eine Vielzahl von Faktoren, die diesen Wundheilungsprozess und somit den Erfolg des chirurgischen Eingriffs beeinflussen können. Welche Rolle dabei Vergrößerungshilfen spielen, erläutert der folgende Beitrag.

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