Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1516) über die Kontrolle der technikbezoge- nen Faktoren möglich. Schnittfüh- rung, Lappenbildung, Lappenmobili- sierung und Lappenstabilisierung stehen hierbei neben dem zur Anwen- dung kommenden Instrumentarium sowie der Kompetenz und Erfahrung des Behandlers im Mittelpunkt [Brandt & Jenkins, 2012; Burkhardt & Lang, 2015; Zuhr et al., 2017]. Ein in diesem Sinne präzises, atrauma- tisches und minimalinvasives operati- ves Vorgehen wird ohne Zweifel durch die Anwendung stark vergrößernder Sehhilfen oder dentaler Operations- mikroskope beziehungsweise auch damit einhergehend durch die Ver- wendung mikrochirurgischer Instru- mente und Nahtmaterialien deutlich erleichtert. Ein mikrochirurgischer Ansatz fand erstmals in den frühen 1990er-Jahren in der rekonstruktiven Parodontal- und Implantatchirurgie Erwähnung [Bittencourt et al., 2012; Shanelec & Tibbetts, 1992]. MIKROCHIRURGISCHER ANSATZ IN DER PARODONTALCHIRURGIE Die Anwendung mikrochirurgischer Prinzipien wurde im Zusammenhang mit unterschiedlichen parodontal- chirurgischen Eingriffen wissenschaft- lich untersucht. Cortellini et al. behan- delten 26 Patienten mit tiefen intra- ossären Defekten mittels geführter Geweberegeneration unter Anwen- dung eines Operationsmikroskops. Die Ergebnisse zeigten eine Zunahme des klinischen Attachmentlevels von im Mittel 82,8±14,7 Prozent. Die Reduk- tion der Sondierungstiefen um 5,8±1,4 mm ging mit einer minimalen Rezessi- onsbildung von 0,4 ± 0,7 mm einher. Die Autoren sahen die Vergrößerung des Operationsfelds und die bessere Beleuchtung als maßgeblich an, um die Gewebe präzise und atraumatisch zu behandeln. In 92,3 Prozent der Fälle kam es zu einer primären Wund- heilung, die über den gesamten Wund- heilungsprozess bestehen blieb [Cortel- lini & Tonetti, 2001]. In einer weiteren Studie der gleichen Gruppe wurden isolierte intraossäre Knochendefekte bei 13 Patienten mit einer minimalinvasiven chirurgischen Technik (MIST) und der Applikation von Schmelz-Matrix-Proteinen behan- delt. Ein Operationsmikroskop sowie Abb. 5, 6: Ausgangssituation: Zahn 11 zum Zeitpunkt der Reevaluation nach anti- infektiöser Parodontitistherapie: Aufgrund seiner erhöhten Beweglichkeit (LG II nach Mühlemann) wird der Zahn vor der Durch- führung eines regenerativen parodontal- chirurgischen Eingriffs unter Anwendung der Säureätztechnik mit fließfähigem Komposit an Zahn 12 befestigt. Abb. 7: Ausloten des knöchernen Defekts vor dem Eingriff zur Festlegung von Schnittfüh- rung, Lappenbildung und Lappenmobilisierung Mikrochirurgisches Vorgehen am Patientenfall (Bilder 5–16): Fotos: Hürzeler/Zuhr 5 6 7 58 | ZAHNMEDIZIN

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