Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1518) ten sowie dickeren und längeren Nadeln in Kombination mit dünnen Fäden der Größen 7.0, 8.0 und 9.0, wie sie bis heute in keiner anderen mikro- chirurgischen Disziplin zur Anwen- dung kommen (Abbildungen 3 und 4). Als vorteilhaft erweist es sich vor die- sem Hintergrund, dass die Dimensio- nen dieser gegenwärtig verwendeten Instrumente und Nahtmaterialien – Stand heute – problemlos mit Lupen- systemen und Vergrößerungsfaktoren von 4.5x bis 6.0x eingesetzt werden können. Damit findet sich die orale Mikrochirurgie zum gegenwärtigen Zeitpunkt irgendwo zwischen konven- tioneller Makrochirurgie und traditio- neller Mikrochirurgie mit dem großen Vorteil wieder, dass die Anwendung von Operationsmikroskopen mit den zuvor genannten Schwierigkeiten und Nachteilen nicht zwingend erforder- lich ist. Neue Trends und Entwicklungen in der modernen Oralchirurgie gehen allerdings in Richtung sehr feiner Skalpellklingen, die extrem kleine chirurgische Zugänge ermöglichen und noch weniger invasive mikrochi- rurgische Techniken erlauben [Rebele et al., 2014; Zuhr et al., 2018]. Auf die- ser Grundlage lässt sich vermuten, dass die mikrochirurgischen Instrumente und Nahtmaterialien in der oralen Mikrochirurgie in Zukunft wieder klei- ner werden könnten und deshalb auch wieder höhere Vergrößerungsfaktoren für die zu ihrer Anwendung erforderli- chen Sehhilfen notwendig werden (Abbildungen 5 bis 16). So wie es in anderen mikrochirurgischen Fachdis- ziplinen bereits heute Realität ist, könnten vor diesem Hintergrund auch zukünftige Generationen dentaler Operationsmikroskope im Hinblick auf Flexibilität, Workflow und Anwender- freundlichkeit verbessert und auf diese Weise wieder einen festen Platz in einer oralchirurgisch tätigen Praxis einnehmen. Eine gute Perspektive könnten auch innovative Lupensyste- me darstellen, die bereits heute mit Vergrößerungsfaktoren von 9.0x bis 10.0x angefertigt werden können. Obwohl also im direkten Vergleich von Makro- und Mikrochirurgie in unterschiedlichen Indikationsberei- chen eine Überlegenheit der mikrochi- rurgischen Vorgehensweise zu beste- hen scheint, darf allerdings nicht vergessen werden, dass sich die Be- handlungsergebnisse unabhängig von der Anwendung von Vergrößerungs- hilfen sowohl innerhalb der einzelnen als auch zwischen den verschiedenen Untersuchungen beträchtlich unter- scheiden. Dies kann unter anderem auch als Hinweis darauf gedeutet wer- Abb. 10a-c: Mikrochirurgische Lappenpräparation: Um einen ausreichenden Zugang gewährleisten zu können, muss nur eine Papille mobilisiert werden – zur Vermei- dung von Narbenbildung auf der bukkalen Seite erfolgt die Durchtrennung der Papille palatinal. Fotos: Hürzeler/Zuhr Abb. 11: Defektaugmentation an Zahn 11 unter Verwendung von Schmelz-Matrix-Proteinen und autologen Knochenpartikeln zur Stabilisierung der Wunde 10a 10c 10b 60 | ZAHNMEDIZIN
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