Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1529) KINDERBEHANDLUNG Tell-Show-Do oder durchziehen? Lieber den kleinen Patienten alles zeigen und erklären, oder unter Ablenkung durch Fernsehen zügig die Behandlung durchziehen? Diese beiden Konzepte standen kürzlich in einer Studie auf dem Prüfstand. D ie traditionelle Methode des Tell-Show-Do in der Kinderbehandlung hätte sicherlich das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ verdient, denn sie ist fair – wenn sich der Behandler daran hält – und bezieht die Kinder in die einzelnen Behandlungsschritte mit ein. Doch ist sie auch effektiv und damit effizient? Schließlich ist ein erhöhter Aufwand in der Kinderbehandlung fast immer gegeben und das Erklären und Demonstrieren der Behandlungsschritte fordert zusätzlich Zeit. Könnte ein kindgerechtes Fernsehprogramm nicht einfach und unkom- pliziert vom Behandlungsgeschehen ablenken und so eine zügige Behandlung herbeiführen? FERNSEHEN HILFT BESSER GEGEN DIE ANGST Israelische Wissenschaftler haben das jetzt an 69 Kindern im Alter von durchschnittlich 6,8 Jahren für restaurative Behandlungen untersucht. Eine Gruppe behandelten die Forscher mit Tell-Show-Do. In der zweiten Gruppe durften die Kinder fernsehen und der Behandler waltete während- dessen seines Amtes. Anhand des Gesichtsausdrucks zogen die Forscher Rückschlüsse auf den Angstzustand des Kindes. Weiterhin bewerteten sie das kooperative Verhalten und maßen Pulsfrequenz und Sauerstoffsättigung während der Behandlung. Im Ergebnis reduzierte die Ablenkung durch Fernsehen die Angst signifikant und erhöhte die Zusammenarbeit – eben- falls statistisch signifikant. Die Pulsfrequenz der Kinder (und vermutlich auch die des Behandlers) reduzierte sich wäh- rend der Behandlung. Auf die Sauerstoffsättigung hatte das Fernsehen dagegen keinen Einfluss. ABLENKUNG ERHÖHT ZUDEM DIE COMPLIANCE Bei der Anästhesie-Injektion waren die fernsehenden Kinder ebenfalls weniger ängstlich und zeigten sich kooperativer als die Kinder, denen vorher alles erklärt und gezeigt wurde. Kein Wunder – wer quasi „heimlich“ während eines span- nenden Trickfilms eine „Spritze“ bekommt, ist natürlich entspannter als jemand, dem man die Nadel vorher noch präsentiert und die Injektion erklärt. \ Johnny Kharouba, Benjamin Peretz, Sigalit Blumer: “ The effect of television distraction versus Tell-Show-Do as behavioral management techniques in children undergoing dental treatments“. Quintessence Int. 2020; 51(6): 486–494. doi: 10.3290/j.qi.a44366. Adobe Stock_serhiibobyk Kinder, die während der Behandlung Fernsehen guckten, hatten signifikant weniger Angst und arbeiteten besser mit. Auch ihre Pulsfrequenz (und vermutlich auch die des Behandlers) ging während der Behandlung nach unten. ZAHNMEDIZIN | 71
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