Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1533) Ersatz. Wir dachten schon: Das war‘s jetzt. Doch zum Glück gab es ja noch unsere kleinen Solarbohrer, mit denen in den anderen Dörfern weiter gebohrt werden konnte. Die Mundgesundheit ist unterschied- lich, unterscheidet sich aber im Wesentlichen nicht sehr von der in unseren Breiten. Auffällig ist aber der schlechte Zustand der Milchzähne und der ersten Molaren. Hier muss sehr häufig extrahiert werden. Im Winter und bei schlechtem Wetter ist der Weg zur nächsten Klinik sehr beschwerlich oder gar nicht möglich. Daher bieten unsere Partnerprojekte nach Möglich- keit Hilfe vor Ort an. Zu jeder Aktion gehören immer Pro- phylaxemaßnahmen mit unserem Maskottchen „Tunu“, die Versorgung mit Zahnbürsten und Untersuchungen in der Schule in Lingshed. Nicht zu vergessen natürlich die Behandlungen und Diagnosen der Amchis, die parallel mit den traditionellen Mitteln und Medikamenten der tibetischen Medi- zin durchgeführt wurden. Während der sehr kurzen Vegetations- periode müssen in 4.000 bis 5.000 Metern Höhe die Nahrungsmittel für Mensch und Tier für den Winter einge- bracht werden. Außerdem wird aus Yak-Milch Käse und Butter hergestellt. In dieses Leben zahnmedizinische Prophylaxe oder regelmäßige Behand- lungen zu integrieren, die in mehrere Tage entfernten Orten durchgeführt werden, ist fast unmöglich. STOFFMASKEN HELFEN UND VERMEIDEN MÜLL Das Gebiet kann neuerdings auch per Fahrzeug erreicht werden. Das hat natürlich für die Bevölkerung einen großen Nutzen. So kann zum Beispiel einfaches Baumaterial hierher geschafft werden, und man hat be- gonnen, in Lingshed eine Community Hall zu bauen. Wir haben uns an den Kosten für die elektrischen Anlagen beteiligt, unterstützt durch das Hilfs- werk Deutscher Zahnärzte (HDZ). Die Entwicklungen, zum Beispiel die Ablösung Ladakhs aus dem Bundes- staat Jammu und Kashmir sowie seine Umwandlung in ein Union Territory Ladakh, werden wir sicherlich in Zukunft bei unserer Projektarbeit berücksichtigen müssen. In 15 Jahren hat uns bisher nichts auf- gehalten – nun stoppte uns das Virus. Jetzt müssen vor allem die Menschen vor Ort geschützt werden, denn die Region ist weit schlechter ausgestattet als Deutschland. Als Helfer darf man nicht einfach so hier aufschlagen, denn man könnte die Infektion ein- schleppen. Das wäre fahrlässig. Seit April sind die Schulen in der nord- indischen Himalaya-Region geschlossen. Wir planen unseren nächsten Einsatz erst 2021 und versuchen bis dahin – so gut es über die Distanz möglich ist –, den gelernten medizinischen Kräften vor Ort zu helfen. Mit unseren Augen, Ohren und vor allem unseren Herzen sind wir wie immer im Himalaya. Wir unterstützen jetzt finanziell das Anfer- tigen von Stoffmasken für die Dorf- bewohner. Sie können gewaschen und mehrfach verwendet werden. Das ver- meidet Müll und sorgt dafür, dass jeder immer eine Maske hat. Da der Schulunterricht in Ladakh nun fast das ganze Jahr ausfällt, wird er in den von uns medizinisch betreuten Dörfern selbst organisiert und von Freiwilligen und den älteren Schülern übernommen. Wir unterstützen auch das Projekt finanziell und freuen uns über die lobenswerten Initiativen. \ Amchi Gonchok Gyalpo im Behandlungsraum der Amchi- klinik bei der Zahnuntersuchung. Healthworker betreuen in der Schule von Lingshed Menschen, die nach der Rückkehr in ihr Dorf in Quarantäne mussten. Ein Healthworker während der Betreuung von Ein- heimischen, die in Quarantäne mussten. | 75

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=