Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
zm 110, Nr. 15-16, 16.8.2020, (1537) Radiologisch zeigt die erste Panorama- schichtaufnahme die präendodontische Ausgangssituation mit einer metall- dichten Verschattung in regio 036. Die postendodontische Panoramaschicht- aufnahme stellt die Wurzelfüllung mit dem überpressten Sealer periapikal und in Höhe des Mandibularkanals links dar (Abbildungen 1 und 2). Zur Beurteilung der Überfüllung wurde alio loco eine DVT erstellt, die den Sealerverlauf in allen Ebenen abbildet. Der Austritt des Sealers nach lingual, nach bukkal und im Mandibularkanal wird hier dreidimensional präzise dar- gestellt (Abbildungen 3 und 4). Als Diagnosen wurden gestellt: \ Apicale Parodontitis an Zahn 34 mit Austritt des Wurzelfüllmaterials über den Apex \ Metalldichter Fremdkörper in regio des Zahns 036 \ Apicale Parodontitis an Zahn 44 mit gering überstopfter Wurzel- füllung \ Iatrogene Schädigung des N. mentalis links mit totaler Anästhesie Nach der klinischen und der radio- logischen Untersuchung wurden die oben genannten Diagnosen und eine absolute OP-Indikation gestellt. Die Patientin wurde über die Befunde so- wie die Risiken ausführlich aufgeklärt, insbesondere im Hinblick auf die laufende Zolendronsäuretherapie. Da sie zunächst Bedenken bezüglich des operativen Eingriffs hatte und einen weiteren Tag Bedenkzeit benötigte, wurde die orale antibiotische Therapie auf Amoxi/comp 875/125mg dreimal täglich angepasst. Die stationäre Auf- nahme und die operative Versorgung in Allgemeinanästhesie erfolgten am Folgetag. Der intraoperative Situs zeigte nach Abklappen des Mukoperiosts die Zugangskavität der alio loco durch- geführten Wurzelspitzenresektion. Der Wurzelrest 44 ist hierbei noch in situ (Abbildung 5). Nach der Entfernung des Wurzelrests 44 wurde der Nervus mentalis am Foramen mentale dargestellt und aus dem umgebenden Weichgewebe frei präpariert (Abbildung 6). Aus der Re- sektionshöhle und nach Entfernung der vestibulären Knochenlamelle auch aus dem Unterkieferkörper konnte an- schließend der Sealer samt der extrem weichen Spongiosa entfernt werden. Die Lage der radiologisch dichten Verschattung im krestalen Bereich regio 36 konnte ebenfalls lokalisiert und problemlos entfernt werden. Bei dem Fremdkörper handelte es sich vermutlich um einen Amalgamrest (Abbildung 7). Da der Sealer auch entlang des Mandi- bularkanals nach dorsal überpresst war, wurde zunächst eine Nervlateralisation mittels Piezosurgery durchgeführt. Abb. 3: DVT nach Wurzelspitzenresektion (axiale Schicht) Abb. 5: Klinische Ausgangssituation nach Abklappen des Mukoperiosts (Zustand nach WSR alio loco) Abb. 4: DVT nach Wurzelspitzenresektion (coronale Schicht) PROF. DR. MED. DR. MED. DENT. STEFAN HAßFELD Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Klinikum Dortmund gGmbH, Münsterstr. 240, 44145 Dortmund Lehrstuhl für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie der Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58448 Witten Foto: privat | 79
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