Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1591) DIE WIDERSTÄNDE „Damit habe ich nichts zu tun, das liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich.“ Diesen Satz kennen leider viel zu viele Praxisinhaber. In guten Teams taucht er jedoch nur sel- ten auf. Doch woher rührt dieser Satz? Fragen Sie sich: Fühlt sich jedes einzelne Mitglied für den Gesamterfolg des Teams verantwortlich? Oder ist es das Projekt eines Einzelnen? Wenn jedes Teammitglied so agiert, als ginge es um einen Topf voller Geld in der Mitte des Tisches, dann haben Sie das Ideal erreicht. Dabei steigt die Loyalität im Team und die Grenzen zwischen den Individuen sind nahezu nicht mehr existent. DIE ROLLENVERTEILUNG Auch die interne Rollenverteilung zählt zur Basis erfolg- reicher Teamarbeit. Jedes Rädchen muss ineinandergreifen, um zu funktionieren. Jeder nimmt die übertragenen Aufga- ben für sich an und versucht, den Erwartungen der anderen mindestens gerecht zu werden – oder sie sogar zu übertreffen. Manchmal ist das erst möglich, wenn ein Mitarbeiter nicht exakt die Stelle bekleidet, die er laut Beschreibung zu erfüllen hat. Seine Stärken liegen vielleicht eher in einer Schnitt- stellenposition. Dadurch kann er das Öl im Getriebe sein, das ebenso wichtig ist wie die Zahnräder selbst und im bes- ten Fall die Arbeit der einzelnen Zahnräder noch effektiver macht. DER NOTWENDIGE RESPEKT In meiner Tätigkeit als Unternehmensberater in Zahnarzt- praxen stelle ich immer wieder fest, wie unterschiedlich der Begriff Respekt definiert wird. Jeder Mensch hat eine andere Auffassung davon, was Respekt für ihn persönlich bedeutet. Für den einen kann das schon die Pünktlichkeit der Mit- arbeiter bedeuten oder das Einhalten von Deadlines. Für viele Mitarbeiter ist das aber nicht so. Deshalb sprechen Sie bitte mit dem gesamten Team darüber, was Sie von jedem einzelnen Mitarbeiter verlangen beziehungsweise was für Sie die Grundvoraussetzungen für einen respektvollen Umgang miteinander sind. Eine angenehme respektvolle Arbeitsatmosphäre ist nur dann gegeben, wenn jeder Einzelne seine Ideen, Sorgen und Nöte frei artikulieren kann und den Input der anderen ebenfalls aufgeschlossen aufnimmt. So ist auch der Blick über den Tellerrand möglich. Etablierte Strukturen und Arbeitsverfahren infrage zu stellen und auch einmal neue Wege zu gehen, kann die Kreativität fördern. Achten Sie darauf, dass Sie jedem Teammitglied den richtigen Rahmen bieten können. Manche trauen sich nur unter vier Augen, frei zu sprechen, andere bereden gerne alles im Team. Wenn dabei zu viel Druck und Wettbewerb entsteht, kann dies der Arbeit im Team sogar schaden. Jedes Mitglied sollte sich gut aufgehoben und involviert fühlen. Zwischenfazit: Die Basics Ihres Respektverständnisses müssen von den Individualisten akzeptiert werden, um die Arbeit der Gruppe nicht zu torpedieren. Noch eine Frage, die Sie sich auch hier stellen müssen: Habe ich diese Basics auch im Team kommuniziert? DIE KOMMUNIKATION In erfolgreichen Teams gibt es keine Eigenbrötelei, denn in der Regel werden Entscheidungen gemeinsam getroffen. Wenn das nicht sinnvoll oder möglich ist, werden die Mit- glieder zumindest rechtzeitig informiert. Denn Alleingänge eines Kollegen – und auch eines Vorgesetzten – können vom Rest als ignorant oder bevormundend wahrgenommen werden, wenn ihnen die Einsicht in die Entscheidungs- grundlagen vorenthalten wird. Im schlimmsten Fall leiden darunter die Motivation des Einzelnen und die Produktivität des Teams. Stellen Sie sich folgende Fragen: \ Kommunizieren wir viel – oder einmal pro Quartal? \ Wissen wir, wie wir einander helfen können? \ Hat jeder Zugang zu den Informationen, die er braucht, um seinen Job maximal effektiv auszuführen? \ Kommunizieren wir so, dass das Team als Ganzes seine Ziele besser erreichen kann? Zur offenen und ehrlichen Kommunikation gehört es, auch Rückmeldungen zu geben und anzunehmen. Ohne Feedback kann man sich nicht weiterentwickeln – eine gute Feedback-Kultur gehört daher unbedingt zu einer erfolg- reichen Teamarbeit. Häufige und proaktive Rückmeldungen seitens der Leitung helfen nicht nur, das Team auf dem richtigen Kurs zu halten und Probleme zu vermeiden, son- dern auch dabei, dass jedes Mitglied sich stetig verbessern kann. Das Feedback muss dabei nicht immer positiv, aber in jedem Fall konstruktiv sein. Zwischenfazit: In einem erfolgreichen Team wird viel und ehrlich kommuniziert! Überwinden muss man das un- angenehme Gefühl, dass es schwerfällt, gute und schlechte Dinge auszusprechen. CHRISTIAN HENRICI – DER PRAXISFLÜSTERER Mit der Erfahrung aus mehr als 3.200 umfassenden zahnärztlichen deutschlandweiten Mandaten in knapp fünfzehn Jahren beantwortet der Praxisexperte und Haupt- gesellschafter der „OPTI health consulting GmbH“ Fragen von Mandanten und Lesern zum Unternehmen Zahnarztpraxis. Der Einblick in seinen „Praxis“-Alltag soll Lösungs- ansätze aufzeigen, um Problemen in der Praxis so früh wie möglich begegnen zu können. Oder besser – um diese gar nicht erst entstehen zu lassen. | 29

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