Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1603) gehört auch, die Risikoanalysen zu den TI-Notfallkonzepten zu erweitern. Perspektivisch brauchen wir für den aktuellen Konnektor einen modernen Nachfolger, mit dem technisch auch Fernbehandlungen möglich sind. Als Reaktion auf die TI-Störung haben verärgerte Ärzte und Zahnärzte Rechnungen ihrer IT-Dienstleister, die die Störung ihrer Konnektoren vor Ort behoben haben, an die gematik weitergeleitet. Wie gehen Sie damit um? Aus unserer Sicht deckt die Betriebs- kostenpauschale das erforderliche Ein- spielen der sogenannten TSL-Datei in Normalfällen ab. Die Pauschale wird quartalsweise von den Kassen bezahlt. Regelungsbedarf besteht bei einigen Sonderfällen, für die wir eine Taskforce Finanzierung eingerichtet haben, die die Rechnungen prüft. Darüber hinaus mussten wir leider erkennen, dass nicht jeder Konnektor täglich am Netz ist. Damit Konnektoren zuverlässig arbeiten, müssen aber regelmäßig Updates aufgespielt werden. Das funk- tioniert nur, wenn sie durchgängig online sind. Wie können Sie Ärzte und Zahnärzte dazu bringen, ihre Konnektoren am Netz zu lassen? Es wird neue Funktionen geben. Beim Versichertenstammdaten-Management (VDSM) konnte der Konnektor noch zeitweise vom Netz genommen werden. Mit den zukünftigen Anwendungen wird das nicht mehr möglich sein. Der Konnektor wird durch die Anbindung an die Kommunikation im Medizin- wesen (KIM), die elektronische Patien- tenakte und später auch das E-Rezept durchgehend online gehalten. Sie sind von Haus aus Internist. Können Sie als Arzt Kollegen verstehen, die der Digitalisierung ablehnend gegenüberstehen? Gerade als Arzt erkenne ich die enormen Chancen der Digitalisierung für die Patientenversorgung. Digitale Angebote eröffnen neue Wege bei Therapieentscheidungen. Das muss in den Fokus gerückt werden. Mein Eindruck ist, dass Digitalisierung leider oft viel zu technisch erklärt wird. Wir hören immer wieder das Argument von Ärzten, dass sie keine IT-Experten seien. Das kann ich nachvollziehen. An dieser Stelle sehe ich uns von der gematik klar in der Verantwortung, unsere Produkte nutzerorientiert zu entwickeln und sie auch verständlich zu kommunizieren. Ich bin sicher, sobald die ersten Anwendungen im Praxisalltag angekommen sind, wer- den Zahnärzte und Ärzte diese als überzeugende Anwendung erleben. Können Sie nachvollziehen, dass viele Ärzte und Zahnärzte die gesetzten Fristen zu kurz finden? Wir in Deutschland müssen gerade einen Sprint absolvieren, um bei der Digitalisierung nicht den Anschluss in Europa zu verlieren. Die Aufholjagd ist natürlich anstrengend – insbesondere, wenn wir sehen, dass Portugiesen ihre Rezepte bereits in Finnland einlösen können, während wir noch nicht mal im eigenen Land ein E-Rezept nutzen MARKUS LEYCK DIEKEN Dr. med. Markus Leyck Dieken ist seit dem 1. Juli 2019 Alleingeschäftsführer der gematik. Angetreten ist er, um die Telematikinfrastruktur (TI) in Deutschland voranzutreiben. Der Internist und Notfallmediziner promovierte 2001 an der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg in Endokrinologie. Seine klinische Tätigkeit umfasst stationäre und ambulante Stationen in Deutschland und Brasilien. Leyck Dieken, 1965 in Rio de Janeiro geboren und dort aufgewachsen, war als Manager in der Pharmabranche unter anderem bei Novo Nordisk, Inter-Mune Inc. und Teva Pharmaceuticals tätig und leitete dort Change-Management- Prozesse. Er gilt als IT-Spezialist. Vor seinem Amtsantritt bei der gematik baute Leyck Dieken als Senior Vice President Geschäftsführer Deutschland des japanischen Pharmaunternehmens Shionogi Europe die Deutschland- Niederlassung zur Einführung eines Anti- biotikums bei Bakterien-Resistenzen auf. Markus Leyck Dieken lebt seit 15 Jahren in Berlin und ist Mitglied im Förderkreis der Deutschen Oper Berlin, seine Lieblingsoper ist „Tristan und Isolde“. | 41
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