Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1604) können. Das wird sich zum Glück ändern und ich bin sicher, dass sich der Aufwand lohnt. Wie schnell werden sich die digitalen Anwendungen etablieren? Ich wage eine Prognose: Das E-Rezept wird Deutschland rasch durchdringen. Da werden wir in zwei Jahren sehr weit sein. Auch bei KIM wird es schnell vorangehen. Dort kommen immer mehr Nutzergruppen hinzu. Es wird obligatorisch werden, darüber zu kommunizieren. Bis jetzt ist KIM ein E-Mail-basierter Dienst. Doch dabei soll es nicht bleiben, denn die Ärzte und Zahnärzte möchten auch einen KIM-basierten Messenger-Dienst nutzen. Bei der elektronischen Patien- tenakte wird entscheidend sein, dass wir sie von den Vorteilen der Akte überzeugen. Das kann nur gelingen, wenn wir deren Bedarfe erfragen. Dafür öffnen wir uns dem Dialog mit allen Beteiligten. Wir wollen künftig nur noch nutzerzentrierte Produkte anbieten – für Leistungserbringer und Patienten. A propos Patienten. Dort sind die geplanten Anwendungen kaum bekannt. Wer kann dort Aufklärung leisten? Die Aufklärung der Patienten ist enorm wichtig. Jeder Zahnarzt, Arzt Pfleger oder Physiotherapeut sollte mit seinen Patienten darüber sprechen und die Vorteile beispielsweise der ePA für die Versorgung des Patienten erklären. Vor allem chronisch kranke Patienten werden den Wert schnell er- kennen. Menschen, die gute Erfahrun- gen mit der Digitalisierung gemacht haben, werden ihren Freunden und ihrer Familie davon berichten. Die Übernahme von 51 Prozent der gematik-Anteile durch das BMG im vergangenen Jahr hat bei den übrigen Gesellschaftern verständlicherweise keine Begeisterung ausgelöst. Können Sie verstehen, dass sich die Leistungserbringer nicht mehr ausreichend gehört fühlen? Die Leistungserbringer unter unseren Gesellschaftern haben in der Vergangen- heit häufig mit einer starken Stimme gesprochen und das sollte auch so bleiben. Ohne sie kann Digitalisierung nicht funktionieren. Auch die Stimme der Zahnärzte wird in der gematik ge- nauso gehört werden wie zuvor. Die neue Struktur hat die gematik deutlich vorangebracht. In der neuen gematik ist die Gesellschafterversammlung nicht nur ein Kontrollgremium. Sie sollte zu einem Runden Tisch der Digitalisierung werden, der gemeinsam Entscheidungen trifft. Gibt es eigentlich eine perfekte TI? Nein, die gibt es nicht. Sie ist immer im Wandel und bringt permanent Neues. Gerade das bringt uns weiter. Denn Perfektionismus bedeutet Still- stand. \ Das Gespräch führten Sascha Rudat und Silvia Meixner. VON EPA BIS KIM Die wichtigsten Projekte der gematik auf einen Blick: \ Die elektronische Patientenakte (ePA) wird ab dem 1. Januar 2021 von den Krankenkassen angeboten. Sie ist für Versicherte freiwillig und soll in den nächsten Jahren weitere Funktionen wie Impfausweis, Mutterpass, U-Heft für Kinder und das Zahn- bonusheft bekommen. Patienten können entscheiden, wer auf welche Daten zugreifen kann und diese auch wieder löschen. \ Das E-Rezept soll im Juli 2021 starten. Ziel ist, das Erstellen, Einreichen und Verarbeiten von Rezepten einfacher zu machen. Dabei können die Patienten dann selbst entscheiden, ob sie das Rezept auf ihr Smartphone übermittelt bekommen oder ob sie einen Ausdruck mit 2-D-Code erhalten. \ Der Elektronische Medikationsplan, kurz eMP, soll künftig auf der eGK gespeichert werden. Er soll Ärzte, Zahnärzte, Psycho- therapeuten und Apotheker umfassend über die medikamentöse Behandlung eines Patienten informieren. So können zum Beispiel mögliche Wechselwirkungen berücksichtigt werden (Arzneimitteltherapie-Sicherheitsprüfung). Für den Einsatz ist das Einverständnis des Patienten nötig. \ Die Kommunikation im Medizinwesen (KIM), ehemals KOM-LE, soll „über Einrichtungs-, System- und Sektorengrenzen hinweg“ für den sicheren E-Mail-Verkehr und Datenaustausch sorgen. Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Apotheker, KVen, KZVen, Krankenkassen und andere Akteure im Gesundheits- wesen sollen via KIM kommunizieren. Weitere Anwendungs- möglichkeiten von KIM sind der eArztbrief und die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). 42 | POLITIK

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=