Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1608) zunehmenden Resistenzentwicklungen einen sehr restriktiven Einsatz ad- juvanter systemischer Antibiotika vor (Antibiotic Stewardship), von einem adjunktiven Einsatz von Lasern wird gegenwärtig abgeraten ebenso wie von der Verabreichung von adjunktiven Probiotika – die Evidenz ist nicht aus- reichend oder widersprüchlich. Ein Grad-II- oder -III-Furkationsbefall ist kein Grund zur Zahnextraktion – klare Indikationen für regenerative, aber auch resektive Therapieverfahren wurden für diese Zähne definiert. Die große Bedeutung der UPT wurde her- vorgehoben mit Intervallen zwischen drei und zwölf Monaten in Abhängig- keit vom individuellen Risikoprofil des Patienten und seinem Parodontal- zustand bei Abschluss der aktiven The- rapiephase, das heißt nach Therapie- stufe 2 beziehungsweise 3. Nun kann eine europäische Leitlinie ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie auch auf nationaler Ebene verfügbar gemacht wird. So hat erfreulicherweise die DG PARO genauso wie die britische und die spanische Fachgesellschaft sehr frühzeitig den Prozess der natio- nalen Implementierung initiiert. Nach der Übersetzung der S3-Leitlinie ins Deutsche und der Einbeziehung einer großen Zahl (über 30!) von Vertretern anderer wissenschaftlicher Fachgesell- schaften, der Standesorganisationen wie BZÄK und KZBV und von Patienten- gruppen wurden alle 62 Empfehlungen in langen Online-Konferenzen disku- tiert, abgestimmt, zumeist adoptiert (übernommen) und einige auch adap- tiert (geringfügig abgewandelt und an die deutschen Verhältnisse angepasst). Eine endgültige formale Zustimmung aller beteiligter Organisationen steht noch aus und wird für den Herbst erwartet. Die beiden deutschen S3-Leit- linien der DGPARO/DGZMK zur Prä- vention und Therapie der Gingivitis bleiben weiterhin gültig, allerdings werden die bisherigen S3-Leitlinien zur subgingivalen Instrumentierung und zur adjuvanten systemischen Antibio- tikagabe dann ersetzt werden. Therapieempfehlungen in Bezug auf Parodontitis im Stadium IV, gekenn- zeichnet durch umfangreiche Zahn- verluste, mastikatorische Dysfunktion und/oder pathologische Zahnwande- rung, was in der Regel eine sehr kom- plexe multidisziplinäre Therapie er- fordert, werden im Mittelpunkt des nächsten EFP-Perio-Workshops im Juli 2021 stehen. Schon jetzt wird in der Vorbereitung die Evidenz hierzu in Zusammenarbeit mit internationalen Experten unter anderem aus Kiefer- orthopädie, Prothetik und Implantolo- gie erarbeitet. \ Sanz M, Herrera D, Kebschull M, Chapple ILC, Jepsen S, Berglundh T, Sculean A, Tonetti M. on behalf of the EFP Workshop Participants and Methodological Consultants. Treatment of stage I-III periodontitis – The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol. 2020;47:4–60. Downloadlink: https://doi.org/ 10.1111/jcpe.13290 Nach Abschluss des Prozesses der nationalen Implementierung der EFP-Empfehlungen in Deutschland werden die zm ausfürlich über die neue Leitlinie berichten. Foto: EFP Mit 12 von 90 Teilnehmern waren die deutschsprachigen Experten in allen Arbeitsgruppen prominent vertreten (von links nach rechts): M. Kebschull, T. Dietrich, P. Eickholz, J. Meyle, J. Derks, C. Walter, T. Kocher, C. Dörfer, B. Dannewitz, S. Jepsen, A. Sculean, H. Dommisch. Vereinfachte Darstellung des von der EFP konsentierten therapeutischen Stufenplans zur Behandlung der Parodontitis der Stadien I-III Grafik: zm Therapeutischer Stufenplan (vereinfachte Darstellung) Stufe 1: Kontrolle des supragingivalen Biofilms und der Risikofaktoren Stufe 2: Subgingivale Instrumentierung und anschließende Re-Evaluation Stufe 3: Chirurgische Therapie und anschließende Re-Evaluation Stufe 4: Nachsorge, Unterstützende Parodontaltherapie (UPT) 46 | ZAHNMEDIZIN
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