Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1612) FORTBILDUNG VERGRÖßERUNGSHILFEN IN DER ZAHNMEDIZIN Vergrößerungshilfen in der Kariologie Klaus W. Neuhaus Eine gründliche visuelle Diagnostik zusammen mit dem vorsichtigen, sinnvollen Gebrauch einer zahnärztlichen Sonde ist noch immer die erste und wichtigste Methode zum Auffinden von Karies. Sie ist schnell, günstig und kommt ohne Hilfsmittel aus. Doch stimmt das wirklich? Sind Brille, Lupe, Licht und eventuell Stirnlampe oder Operationsmikroskop nicht Hilfsmittel, die zur visuellen Diagnostik regelmäßig verwendet und empfohlen werden? Welche Rolle spielen Vergrößerungshilfen in der Kariologie und welchen Mehrwert bieten sie? E igentlich gibt es nur drei Anforde- rungen, die man an eine brauch- bare Kariesdiagnostik stellen kann. Sie muss \ Karies von Nicht-Karies unterscheiden, \ Kavitationen erkennen und \ die Progressionswahrscheinlichkeit („Läsionsaktivität“) abschätzen können [Neuhaus und Lussi, 2018]. Aus der Erkenntnis dieser drei Informa- tionen leitet sich die Behandlungs- strategie ab, die von Abwarten und Beobachten über geeignete Prophylaxe- maßnahmen, mikroinvasive und Fül- lungstherapie bis zum Entscheid über den Zahnerhalt reicht. Das Erkennen von Kavitationen ist dabei sicherlich die Paradedisziplin für die visuell-taktile Kariesdiagnostik [Lussi, 1993; Lussi, 1996; Neuhaus et al., 2009]. Dieser Punkt ist von besonderer Relevanz, da er über den Einsatz invasiver Behand- lungsoptionen entscheidet – insbesondere im Hinblick darauf, dass eine nicht mit häuslichen Mitteln zu reinigende kariöse Kavität eine Indikation zur invasiven Kariestherapie darstellt. Mit keinem anderen Hilfsmittel ist dies so sicher möglich wie mit dem Auge. Das Röntgenbild kann zwar die Karies- progression im Dentin (approximal auch im Schmelz) gut darstellen, erlaubt aber eigentlich keine Aussage darüber, ob die Oberfläche eingebrochen ist oder nicht. Bei einer röntgenologisch mitt- leren bis tiefen Dentinläsion erwarten wir eine Kavität, weil wir empirisch die entsprechende Erfahrung gemacht ha- ben, aber „sehen“ kann man die Kavität auf dem Röntgenbild nicht. CME AUF ZM-ONLINE Vergrößerungshilfen bei der Kariesdiagnostik Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME- Punkte der BZÄK/ DGZMK. Quelle: Klaus W. Neuhaus Abb. 1: Karies an Zahn 14 distal: Röntgenologisch sieht man eine Dentinbeteiligung im äußeren Dentindrittel, aber eine Kavität an sich erkennt man nicht. 50 | ZAHNMEDIZIN
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