Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

wurde gezeigt, dass mit dem Mikro- skop vermeintlich offene Dentin- läsionen detektiert wurden, die keine waren [Neuhaus et al., 2015]. Die glei- chen Zähne wurden bei kleineren Ver- größerungen richtigerweise als Initial- läsionen klassifiziert (Abbildungen 6 und 7). Die Konsequenz ist drama- tisch: Eine offene Dentinläsion wird schließlich invasiv behandelt, während eine Initialkaries mit pseudointakter Oberfläche eine non-invasive Behand- lung erfährt. Vermutlich ist die Fehlinterpretation „offene Dentinläsion“ durch intensive Kalibrierung vermeidbar, aber ent- sprechende Lernprogramme für Karies- diagnostik mit großen Vergrößerungen existieren bislang nicht. Die Studie hat gezeigt, dass schon mit Prismenlupen die Spezifität stark abnimmt. Daher muss man sagen, dass zu große Vergrö- ßerungen (ab circa 4,5x) das Risiko falsch positiver Kariesbewertungen mit der Konsequenz einer Übertherapie nach sich ziehen. Beleuchtung Gerade in der älteren Literatur und in Lehrbüchern finden sich Formulie- rungen wie etwa die, dass für eine gute visuelle Kariesdiagnostik die Zähne trocken und optimal beleuchtet sein müssen. Was aber ist die optimale Be- leuchtung? Schaut man sich die Ent- wicklung der zahnärztlichen OP-Lam- pen an, fällt einem über die Jahrzehnte eine starke Zunahme der Helligkeit (ausgedrückt in Lux) auf. Es müssen bestimmte ISO-Normen erfüllt werden und moderne Lampen sind in der Regel so grell, dass viele Patienten (ins- besondere Kinder) eine Sonnenbrille aufgesetzt bekommen möchten. Darüber hinaus erfreuen sich insbeson- dere im Zusammenhang mit Lupen- Abb. 5: Vergrößerungen erlauben ein genaueres Arbeiten, da die Ausdehnung einer Karies besser erkannt wird. Fotos: P. Perrin, Schaffhausen | 53

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