Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1618) Helligkeit messbar wie angegeben. Ferner nahm die Helligkeit bei den meisten Modellen ab, weil die LEDs sich mit der Zeit erhitzen und weil nicht gekühlte LEDs eine deutlich messbare Helligkeitsabnahme erfahren. Prinzipiell erleichtert zusätzliches Licht das Detailsehen im Mund, wie in einer Studie von Perrin et al. gezeigt wurde [Perrin et al., 2017]. In Bezug auf die visuelle Kariesdiagnostik gilt auch für Licht, dass zu starkes Licht zu einer Abnahme der diagnostischen Genauigkeit führt. Dies gilt sowohl für das Entdecken von Initialkaries als auch für Dentinkaries [Neuhaus et al., 2016]. Durch zu grelles Licht wird die Zahnoberfläche „überstrahlt“ und die Kontraste zwischen einer weißen Initial- läsion und einer annähernd weißen Zahnoberfläche verschwinden. Soweit es die Kariesdiagnostik betrifft, scheinen Helligkeitswerte über 20.000 lx zu einer bestehenden OP-Lampe hinzu problematisch zu sein und zu einer Verschlechterung der diagnostischen Performance zu führen. Was bislang noch nicht näher unter- sucht wurde, ist die Zusammensetzung des LED-Lichts in Bezug auf die Karies- diagnostik. „Weiße“ LEDs weisen einen sehr hohen Anteil an blauem Licht auf. Während bei OP-Lampen am Stuhl die Leuchtdioden mit Phosphor bedampft sind, damit das abgestrahlte Licht auch einen ausreichenden Rot- licht-Anteil hat, haben die auf dem Markt befindlichen Stirnlampen-LEDs sowie die Dentalmikroskope meist einen ungefiltert hohen Blaulicht- anteil. Es gibt Hinweise aus Tier- versuchen auf Retinaschädigungen durch die Phototoxizität von exzessi- vem LED-Licht mit hohem Blaulicht- anteil [Renard und Leid, 2016], aber arbeitsschutzrechtliche Empfehlungen gibt es bislang nicht. ZÄHNE TROCKNEN – ABER WANN? Für die visuelle Kariesdiagnostik wird gemeinhin empfohlen, die Zahnober- flächen mittels Druckluft zu trocknen. Dadurch wird der glänzende Speichel- film verblasen oder getrocknet und die Zahnoberfläche wird ein Stück weit matter. Bestehende Initialläsionen weisen ein größeres Porenvolumen auf als ge- sunde Schmelzprismen. Das Trocknen entzieht diesen vergrößerten Schmelz- poren Wasser und der Lichtbrechungs- index verändert sich, so dass white spots tatsächlich als kreideweiß er- scheinen. Nach dem ICDAS-System (International Caries Detection and Assessment System) soll aber zusätzlich eine visuelle Diagnostik der ungetrock- neten Oberfläche erfolgen. Der Grund liegt darin, dass Initialläsionen im Schmelz, die bereits im feuchten Zu- stand gut erkennbar sind, tiefer sind als solche, die erst nach dem Trocknen sichtbar werden. Dieser zweifache visuelle Durchgang durch die Zahn- reihen benötigt nicht viel mehr Zeit – die unterschiedliche Tiefe der Initial- läsionen sollte dann auch entsprechend in der Dokumentation vermerkt wer- den, wenn sich daraus unterschiedliche Behandlungs- und Prophylaxekonzepte ableiten. ZAHNREINIGUNG VOR DER VISUELLEN KARIESDIAGNOSTIK Zu diesem Punkt gibt es einen Gelehr- tenstreit ohne klaren Sieger. Klar ist, dass man Karies unter einem Plaque- rasen nicht sehen kann. Die Zahnober- fläche muss also gereinigt sein, damit die Zahnoberflächen der visuellen Dia- gnostik überhaupt zugänglich sein Abb. 9: Die Messungen wurden durchgeführt bei der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt. Grafik: Klaus W. Neuhaus [nach Jasarevic, 2016] Diskrepanz zwischen Herstellerangaben und gemessener Helligkeit 56 | ZAHNMEDIZIN
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