Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17
zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1630) der Griff zum Bewegen des Mikroskops losgelassen werden. Für den Einstieg und den schnellen Lernerfolg eignen sich besonders elek- tromotorische Varioskope, deren Funk- tion am Arbeitsgriff einstellbar ist. Da- mit gelingt es, alle Aufgabenstellungen in der zahnärztlichen Diagnostik und Therapie unter Sicht mit dem Mikro- skop ohne längere Einarbeitungszeit erfolgreich lösen zu können. Direkte oder indirekte Sicht für ein ergonomisches Arbeiten? Bereits in den ersten Semestern werden die Studierenden zu einer aufrechten Arbeitshaltung angehalten. Grundlage für eine entspannte Arbeitshaltung ist das indirekte Arbeiten über einen zahnärztlichen Spiegel. Mit der Ver- längerung des Arbeitsabstands über den Spiegel zum Objekt verringern sich die Größe und die Ausleuchtung, so dass trotz schlechter Arbeitshaltung sehr schnell die direkte Sicht bevorzugt genutzt wird. Diese trainierte und etablierte Arbeitshaltung kann durch den Einsatz von Lupenbrillen und durch eine spezielle Lagerung der Patienten optimiert werden. Die Pro- blematik der Körperfehlhaltung bleibt jedoch bestehen. Im Ergebnis werden über den Verlauf der zahnärztlichen Tätigkeit häufig neuromuskuläre Schmerzen im Nacken und im Becken- bereich beobachtet, die nach mehreren Jahren der Fehlhaltung trotz physio- therapeutischer Begleitung persistieren und berufliche Einschränkungen hervorrufen können [Rundcrantz, 1991]. Die über das Dentalmikroskop zur Ver- fügung stehende Vergrößerung und Lichtführung erleichtern das indirekte Arbeiten, da die Detailschärfe erhalten und sogar verbessert wird. Nach einer Einarbeitungszeit verbessert sich die Feinmotorik, so dass minimalinvasive Präparationen möglich werden [Fried- man, 1999]. Abgestütztes Arbeiten mit Armlehnenstuhl Ein entspanntes und konzentriertes Arbeiten bei großer Vergrößerung ist nur über eine abgestützte Arbeits- haltung möglich [Reitemeier et al., 2012]. Dazu stehen aktuell verschiedene Arbeitsstühle zur Verfügung. In jedem Fall empfiehlt sich ein abgestütztes Arbeiten über die Unterarme, so dass die Rumpfmuskulatur entlastet werden kann. Armlehnenstühle sollten nach der jeweiligen Körpergröße ausgewählt werden. Zu achten ist darauf, dass die Armstützen nicht nur waagerecht, son- dern auch leicht schräg nach oben ein- stellbar sind. Lange Armstützen haben sich vor allem bei der Therapie im Unterkiefer in der 9-Uhr-Behandler- position bewährt (Abbildung 4). Mitbeobachtung und Assistenz Die zahnärztliche Fachassistenz (ZFA) wird über das Arbeiten am Dental- mikroskop stärker in die zahnärztliche Diagnostik und Therapie eingebunden. Hintergrund ist, dass die makrosko- pisch schwer nachvollziehbaren zahn- ärztlichen Tätigkeiten unter mikrosko- pischer Sicht und Mitbeobachtung am Monitor im Detail sichtbar werden. Damit wird die ZFA in die Lage ver- setzt, die Arbeitsprozesse noch besser selbstständig zu begleiten. Der Lern- prozess für Arbeitsabfolgen wird dabei erheblich befördert. Abb. 10: Gegenüberstellung der Abbildungsqualität des Einmalspiegels mit dem Ultra-Spiegel der Firma Hahnenkratt: Mit dem Einmalspiegel werden andere Farben des Dentins wiedergegeben bei reduzierter Abbildungsschärfe. Foto: Michael Arnold Fotos: Michael Arnold Abb. 11: Die mondförmige Umgestaltung eines ehemals runden Dentalspiegels verbessert das indirekte Arbeiten im Molarenbereich. 68 | ZAHNMEDIZIN
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