Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1633) Diego, CA, USA) können die zahnärzt- liche Therapie unter indirekter Sicht verbessern (Abbildungen 11 und 12). Mikrosonden, Langschaftrosen- bohrer, Ultraschallinstrumente Die zahnärztliche Sonde ist in Dimen- sion und Länge ungeeignet für endo- dontische diagnostische Fragestellun- gen. Unterschiedliche Mikrosonden vom Typ Kerr oder Hedströmfeile wer- den als Hilfsmittel angeboten, um Hohlräume zu sondieren oder zu er- weitern und Fremdmaterialien zu ent- fernen [Arnold, 2014]. Abgewinkelte Mikrosonden ermöglichen sogar die orthograde Entfernung apikaler über- instrumentierter oder frakturierter Fremdmaterialien, etwa Guttapercha oder Sealerreste. Für die Darstellung der Wurzelkanal- eingänge, Isthmen und das Entfernen von Überresten von Wurzelfüllungs- materialien in der Zugangskavität sind bei indirekter Präparation Langschaft- rosenbohrer mit Längenmarkierung und einer Gesamtlänge von 34 mm (Endo Access Burs, Meisinger, Neuss) hilfreich. Aktuell gibt es eine große Auswahl an Ultraschallansätzen für die endodon- tische Therapie. Diamantbeschichtete Ansätze eignen sich vor allem bei schwer zugänglichen Zähnen zur Prä- paration eines geradlinigen Zugangs für Wurzelkanalinstrumente. Für die Therapie innerhalb des Wurzelkanal- systems sind biegbare IrriK-Feilen (VDW, München) in den Größen ISO 25 und 15 effektiv, um Fragmente zu lösen, Dentinüberhänge an intra- kanalären Stufen zu entfernen oder Isthmen zu präparieren. Die Fragment- entfernung gelingt in schwierigen Fäl- len mit 0,3-mm- oder 0,1-mm-Mikro- drahtschlaufen, die mit einer Kanüle über das freigelegte Fragment geführt werden – dieses kann dann durch Zug- kraft entfernt werden [Arnold, 2015]. Hilfsmittel wie der FragRemover (Han- ChaDent, Groitzsch), der Broken Tool Remover Pen (LyDenti, Berlin) oder der EndoCowboy (Köhrer, Neuss) sind nur unter mikroskopischer Sicht optimal nutzbar. Integration in die Praxis Die traditionelle zahnärztliche Ausbildung beinhaltet aktuell keine konzeptionelle generelle Ausbildung am Dentalmikro- skop und meist nur eine zeitweise An- wendung von Lupenbrillen mit Licht [Brown et al., 2020]. Mit dem Wunsch nach qualitativer Verbesserung der zahnärztlichen Diagnostik und Therapie wächst der Bedarf an Vergrößerungs- hilfen bereits während des Studiums [Arnold & Klimm, 2004]. Seit einigen Jahren werden optische Vergrößerun- gen für alle praktizierenden Zahnärzte empfohlen [Friedman, 2004]. Das Er- lernen und Integrieren der Mikroskop- unterstützten zahnärztlichen Tätigkeit in bestehende Praxisabläufe innerhalb einer hochfrequentierten Praxis kann auf Grenzen stoßen und die Integration erschweren oder unmöglich machen. Daher empfiehlt sich die Inanspruch- nahme einer Praxishospitation bei Kol- legen mit langjähriger Erfahrung in der Nutzung von Vergrößerungshilfen. Dort können die Vorbereitungen, die Therapie- abläufe und die Interaktionen am Pa- tienten live mitverfolgt werden. Vor der Anwendung am Patienten empfiehlt sich ein eigenes Training. Dies kann an einem Phantompatien- ten (Frasaco, Tettnang) allein und im zweiten Schritt als Team erfolgen. Die Dentalphantomköpfe sind bestückbar mit Modellen aus natürlichen Zähnen, so dass simulierte Bedingungen zum klinischen Alltag getestet werden kön- nen. Ein Dentalphantomkopf kann auch für praxisinterne Weiterbildun- gen von ZFA eingesetzt werden – bei- spielsweise für das Herstellen von Pro- visorien, das zahnärztliche Röntgen oder spezifische Aufgaben im Rahmen der Prophylaxe. Alternativ können Kursangebote genutzt werden. Die eigene Lernphase sollte schrittweise den Anforderungen angepasst werden. Ein zu hoher Ehrgeiz zum Beispiel mit dem Versuch einer Fragment- entfernung bereits in der ersten Woche mikroskopischen Arbeitens kann schnell zu Misserfolgen und Frustrationen führen. Wichtig ist die Regelmäßigkeit des klinischen Einsatzes. Täglich sollten eine bis anderthalb Stunden für das Arbeiten mit dem Dentalmikroskop in der Praxis störungsfrei fest eingeplant werden mit wiederkehrenden Aufga- benstellungen, so dass die Handlungs- abläufe und die Koordination gefestigt werden können. Der Einstieg in das Arbeiten mit dem Dentalmikroskop 1. Etappe: Jede eingehende Unter- suchung kann in der ersten Woche dazu genutzt werden, die Mundhöhle zu inspizieren und die erforderlichen | 71

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