Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1634) Vergrößerungen für sich selbst zu ent- decken. Insbesondere die indirekte Sicht über den Spiegel zum Sondieren von Füllungs- und Kronenrändern kann die Koordination schnell verbes- sern helfen. 2. Etappe: Besteht eine erste Sicherheit in der Koordination, können Hand- und Ultraschallinstrumente zur Entfer- nung von Belägen gezielt eingesetzt werden. Interessante Beobachtungen zum tatsächlichen Schliff der Instru- mente, der Form und Größe sind typi- sche Nebeneffekte, die zur Verbesse- rung der Arbeit in der Praxis beitragen werden. Sobald das Zusammenspiel mit der ZFA zum Freihalten des Spie- gels von Spray und Absaugung sicher gewährleistet werden kann, kann mit der Präparation von Kavitäten begonnen werden. 3. Etappe: Die Kavitätenpräparation sollte gleich zu Beginn unter Koffer- dam erfolgen, damit der Patient die Behandlungsabläufe durch Schluck- oder Hustenreflexe möglichst nicht unterbricht und eine Neuorientierung die Behandlungszeit nicht unnötig verlängert. Je nach Aufgabenstellung sollte zwischen Einzelzahn- und Mehr- zahnisolation unterschieden werden. Einflächige okklusale Füllungen bieten eine sehr gute Grundlage, die Sicher- heit in der Präparation unter Spray- nebel zu festigen. Reste alter Kunst- stofffüllungen ohne Unterfüllung lassen sich nun unter Sicht mit dem Mikroskop in trockener Präparation mit dem Rosenbohrer sicher und minimal- invasiv entfernen. Die Füllungstherapie in Inkrementtechnik mit Komposit kann sofort unter Sicht mit dem Mi- kroskop erfolgen. 4. Etappe: Vor jeder Wurzelkanal- behandlung sollten alte Füllungs- materialien bei Sekundärkaries immer unter Sicht mit dem Dentalmikroskop entfernt und mit Komposit ersetzt werden, so dass der Zahn unter asep- tischen Bedingungen sicher weiter- behandelt werden kann. Die meist aus- gedehnten Füllungen mit infra- oder subgingivaler Ausdehnung können zumeist unter Kofferdam unter Mehr- zahnisolation erfolgen. Die komplexen Anforderungen trainieren das Team in der Zusammenarbeit. Wiederkehrende und trainierte Behandlungsabläufe zeichnen sich in dieser Phase aus. Unter Sicht mit dem Mikroskop kön- nen jetzt frühzeitig Sulkusflüssigkeit oder Blut erkannt werden, bevor die Kavitätengrenzen kontaminiert werden. 5. Etappe: Dieser Etappe sollte eine Übung an extrahierten Zähnen am Phantom oder unter direkter Sicht voraus gehen. Es geht um das Erken- nen von unterschiedlichen Dentin- arten und -farben zum Auffinden von endodontischen Hohlräumen. Das Wiedererkennen im Verlauf der Arbeit am Patienten verkürzt dann die Behandlungszeit und führt zu mehr Sicherheit in der Therapie. Das Präparieren von endodontischen Zu- gangskavitäten stellt hohe Anforde- rungen an die Aufrechterhaltung der Übersicht, so dass die Dimension an- fangs nicht zu klein gewählt werden sollte. Nach Abschluss der Präparation der primären Zugangskavität können mit Langschaftrosenbohrern in abstei- gender Größe die Wurzelkanaleingänge in trockener Präparation freigelegt werden, so dass sich bei hinreichender Sicherheit eine sequenzielle Erweite- rung der Wurzelkanäle mit rotieren- den NiTi-Instrumenten anschließen kann. Es empfiehlt sich, in der ersten Phase primäre Wurzelkanalbehand- lungen von einwurzeligen Zähnen und erst mit zunehmender Sicherheit Behandlungen mehrwurzeliger Zähne einzuplanen. Endodontische Revisionen stellen die höchsten Anforderungen, da die ursprüngliche Anatomie durch eine vorausgegangene Therapie verändert wurde. Mit zunehmender Erfahrung und erneutem Training am extra- hierten Zahn können die Anforderun- gen in der Therapie schrittweise zunehmen. Die Sechshandtechnik er- möglicht die höchste Konzentration und reduziert die Behandlungszeit durch einen deutlich schnelleren In- strumentenwechsel (Abbildung 13). Die Dauer der Einarbeitungszeit mit dem Dentalmikroskop ist von der Häu- figkeit des Einsatzes und der Disziplin abhängig. Die tägliche Behandlungs- zeit muss gesichert sein, um die Koordination zu trainieren. Mit der Zunahme an Sicherheit kann die Be- handlungszeit am Mikroskop schritt- weise erhöht werden. Dabei ist immer auf eine lockere, entspannte und abge- stützte Arbeitshaltung zu achten. Mit dieser Herangehensweise werden bereits nach vier bis acht Wochen die Füllungstherapie und die endo- dontische Therapie vollständig unter Sicht mit dem Mikroskop möglich. Jeder weitere Monat wird die Sicher- heit in der Diagnostik und Therapie er- höhen und die anfänglich verlängerte Behandlungszeit reduzieren bei opti- maler Qualität [West, 2000]. Arbeits- kurse mit endodontischen Problem- stellungen können in geeigneten Fortbildungspraxen am Phantom- patienten oder an Patienten der ei- genen Praxis unter Inanspruchnahme einer Supervision genutzt werden (Ab- bildung 14). Wohin geht die Entwicklung? Künftige Dentalmikroskope werden noch mehr an die Praxisbedingungen und Erfordernisse der Hygiene an gepasst sein. Dabei werden Komplett- systeme für eine einfache und schnelle Praxisintegration neben modularen Systemen bestehen bleiben – es wird also auch künftig eine Wahl- möglichkeit zwischen integrierten und Foto: Michael Arnold Abb. 13: Während der Sechshandtechnik werden alle Instrumente in die Hand des Operateurs gelegt. Klare Aufgabenteilungen gewährleisten einen ununterbrochenen Blick durch das Mikroskop und führen zur Verkürzung der Behandlungszeit.

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