Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1638) MKG-CHIRURGIE Überpresstes Provisorienmaterial als Ursache für eine Sinusitis maxillaris Astrid Sophie Hoffmann, Jan Rustemeyer Mund-Antrum-Verbindungen (MAV) können bei jeder Extraktion im Oberkieferseitenzahnbereich entstehen. Als zusätzliche Komplikation wurde bei diesem besonderen Fall Provisorienmaterial über eine MAV in die Kieferhöhle überpresst und damit eine Sinusitis maxillaris ausgelöst. D ie Sinusitis maxillaris stellt ein häufiges Krankheitsbild dar. Dabei wird eine rhinogene von einer odontogenen Sinusitis maxillaris unterschieden. Die im Zuständigkeits- bereich der Zahn-, Mund- und Kiefer- heilkunde liegende odontogene Sinu- sitis maxillaris entsteht am häufigsten durch eine persistierende MAV nach Eröffnung der Kieferhöhle bei Extrak- tionen im Oberkieferseitenzahnbereich [Borgonovo et al., 2012; Akhlaghi et al., 2015]. Wird eine MAV nach Extraktion bei primär entzündungsfreier Kiefer- höhle nicht plastisch gedeckt, kommt es zu einer Besiedlung derKieferhöhle durch Bakterien der Mundhöhle. Als Folge der bakteriellen Kontamination kann es dann zur Entstehung einer Sinu- sitis maxillaris kommen [Khandelwal und Hajira, 2017]. Weitere Ursachen für eine odontogene Sinusitis sind periapikale Prozesse, chronische Mund-Antrum-Fisteln, odontogene Zysten, fehlinserierte Im- plantate, Mykosen oder aber auch in selteneren Fällen Fremdkörper [Dufour et al., 2005; Arias-Irimia et al., 2010; Simuntis et al., 2014; Little et al., 2018; Kim, 2019]. Bei den Fremdkörpern handelt es sich häufig umWurzelreste, Implantate oder Wurzelfüllmaterial [Liston und Walters, 2002]. Aber auch seltene Fälle mit Fremdkörpern in Form eines Zahnstochers [Sahin et al., 2012] oder Sand [Dunagan et al., 1997] werden in der Literatur beschrieben. Bei einer chronischen Sinusitis maxil- laris empfiehlt es sich, den Fokus zu sanieren und die Drainage der Kiefer- höhle über das natürliche Ostium wie- derherzustellen. Wenn dieses Procedere nicht ausreicht, ist die Kieferhöhle operativ zu sanieren. Dabei sind poly- pöse Schleimhautanteile zu entfernen, damit die Sinusitis maxillaris ausheilen kann [Reinert und Lindorf, 2012]. Bei einem Fremdkörper in der Kieferhöhle ist die operative Entfernung des Fremdkörpers obligat. KASUISTIK Ein männlicher 72-jähriger Patient wurde mit Beschwerden im Oberkiefer links vom behandelnden Hauszahn- arzt mit dem Verdacht auf überpresstes Provisorienmaterial in die linke Kiefer- höhle überwiesen. Allgemeinanamnes- tisch gab der Patient einen medika- mentös eingestellten Hypertonus an und wies einen guten Allgemein- zustand auf. Drei Monate zuvor waren durch den Zahnarzt die Zähne 25 und 26 extrahiert und direkt anschließend die benachbarten Zähne 23 und 27 (24 fehlt mit Lückenschluss) mit einem Brückenprovisorium versorgt worden. Bei Erstvorstellung in unserer DR. MED. DENT. ASTRID SOPHIE HOFFMANN FB Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie MVZ Ambulanz Bremen GmbH St.-Jürgenstr.1, 28205 Bremen Foto: privat Foto: MKG, Klinikum Bremen-Mitte Abb. 1: Präoperatives Teil-OPT mit unklarer Verschattung der linken Kieferhöhle Abb. 2: CT-NNH axial mit röntgenologischem Fremdmaterial in der linken Kieferhöhle sowie nahezu vollständiger Verlegung des Sinus maxillaris Foto: Radiologie ZEMODI Bremen 76 | ZAHNMEDIZIN

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