Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 110, Nr. 17, 1.9.2020, (1640) suchung eingesandt. Ein Anhalt auf eine spezifische Infektion oder auf einen Tumor fand sich hierbei nicht. Der Abfluss über das Ostium naturale nach Entfernung des polypösen An- teils der Kieferhöhlenschleimhaut war gewährleistet, sodass von einer weiteren Drainage abgesehen wurde. Nach Reposition des Knochendeckels erfolgten die Fixierung mittels einer Mikro-Osteosyntheseplatte (Abbildung 4) und der spannungsfreie und dichte Wundverschluss. Der Patient wurde postoperativ über entsprechende Ver- haltensmaßnahmen aufgeklärt und antibiotisch für fünf Tage mit Sultami- cillin 375 mg per os (2 x 2 /d) thera- piert. Zudem wurden abschwellende Nasentropfen und Analgetika rezep- tiert. Bei der Nachkontrolle fünf Tage später war die Wundheilung zeit- und stadiengerecht. Das postoperative OPT ergab eine vollständige Entfernung des Fremdkörpers (Abbildung 5). DISKUSSION Zahnextraktionen gehören zum kli- nischen Alltag einer Zahnarztpraxis. Bei jeder Zahnextraktion im Oberkiefer kann als Komplikation eine MAV ent- stehen, sodass eine potenzielle Ver- bindung post extractionem zu kon- trollieren und auszuschließen ist. Bei entstandener MAV ist diese adäquat zu versorgen, um eine Infektion der Kie- ferhöhle mit Keimen der Mundflora zu vermeiden. Nur in Ausnahmefällen ist eine plastische Deckung einer MAV nicht zwingend notwendig. Bei einer kleinflächigen Eröffnung der Kiefer- höhle bis zu einer Größe von 3 mm bei Zahnextraktionen kann es zur Spontanheilung kommen [Borgonovo et al., 2012]. Im beschriebenen Fall kam es zur Überpressung von Provisorienmaterial in die Kieferhöhle über eine Extrak- tionsalveole bei bestehender MAV. Erst durch das zur Diagnostik durchge- führte OPT wurde der Fremdkörper als Grund für die Beschwerden des Patien- ten gefunden. Zur Entfernung eines Fremdkörpers in der Kieferhöhle sind prinzipiell ver- schiedene Verfahren denkbar. Nahe- liegend wäre die Entfernung des Fremdkörpers durch die bestehende MAV gewesen. Aufgrund der Diskrepanz zwischen der Größe des Fremdkörpers und der Größe der MAV schied diese Variante aus. Eine zweite Variante stellt die atraumatische endoskopische Nasen- nebenhöhlenchirurgie dar [Simuntis et al., 2014]. Aber auch bei dieser Variante führte das radiologisch gesicherte, re- lativ große Volumen des Fremdkörpers bereits präoperativ zu einem Aus- schluss der Verwendung eines Endo- skops [Akhlaghi et al., 2015]. Hieraus folgte, dass eine Fensterung der Kiefer- höhlenwand notwendig wurde, um transantral sicher den Fremdkörper zu bergen. Dabei wurden möglichst atrau- matisch nur die polypösen Anteile der Kieferhöhlenschleimhaut entfernt und die physiologische Funktion der Kiefer- höhlenschleimhaut damit erhalten [Reinert und Lindorf, 2012; Reinert und Krimmel, 2014]. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Eine chronische Sinusitis maxillaris kann über einen längeren Zeitraum asymptomatisch verlaufen. \ Bei jeder Extraktion sollte die Entstehung einer MAV geprüft und gegebenenfalls umgehend behandelt werden. \ Wird nach einer Extraktion intraoral ein Provisorium hergestellt oder eine Abformung durchgeführt, so ist die Abdeckung der frischen Extraktionsalveole zu empfehlen. \ Fremdkörper in der Kieferhöhle sind hinsichtlich ihrer Lage radiologisch im OPT und im CT/DVT gut bestimmbar. Foto: Jan Rustemeyer Abb. 4: Replantation des Knochendeckels und Fixierung mit Osteosynthesematerial Foto: MKG, Klinikum Bremen-Mitte Abb. 5: Postoperatives OPT ohne Fremdkörper und mit Osteosynthesematerial ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 78 | ZAHNMEDIZIN

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