Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1702) OFFENER BRIEF VON BÄK, BZÄK, KBV, KZBV UND VMF Systemrelevant und Bonus-berechtigt Die Debatte um die Systemrelevanz sollte über die Pflege hinausgehen und auch die (zahn-)medizinischen Fachangestellten berücksichtigen. Daher fordern die Spitzen der Ärzte- und Zahnärzteschaft in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einen Corona-Sonderbonus für MFA und ZFA als besonders gefährdete Gesundheitsberufe. Eine Reaktion des BMG steht noch aus. D er Stress und das hohe Infektions- risiko am Arbeitsplatz waren – und sind – außergewöhnliche Belastungen für die Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten in der Corona-Pandemie. Daher ver- langten die Bundesärztekammer (BÄK), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) sowie die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KBV) am 21. August in einem offenen Brief einen Sonder- bonus für diese Berufe. Sie unterstützen damit die bereits im Juli vom Verband medizinischer Fachberufe (VmF) for- mulierte Forderung nach einer Extra- Zahlung. Im Brief heiß es: „Ein erstes Zeichen der Anerkennung der beson- deren Belastungen von MFA und ZFA ist die Berücksichtigung bei der Zahlung des Sonderbonus.“ DIE ARBEITSBEDINGUNGEN WAREN KRITISCH Im Brief heben die ärztlichen und zahnärztlichen Vertreter hervor, dass die über 400.000 MFA und die mehr als 200.000 ZFA sich gerade während der ersten Pandemiephase den Heraus- forderungen gestellt und damit das Gesundheitswesen und die Versorgung in den Praxen aufrechterhalten hätten. Dadurch sei es gelungen, die Kliniken zu entlasten und möglichst viele Patienten im ambulanten Bereich zu versorgen. „Inzwischen wissen wir, dass sechs von sieben COVID-19- Patienten ambulant behandelt wur- den. Die zahnärztliche Betreuung der Patient*innen wurde ebenfalls wäh- rend der gesamten Zeit sichergestellt“, heißt es weiter. Die Praxisteams hätten dabei unter kritischen Bedingungen gearbeitet, weil es nicht genug Schutz- material gab: „Im Rahmen der nun laufenden Diskussion um Gerechtig- keit bei der Zahlung eines steuer- finanzierten Sonderbonus halten wir es für angebracht, dass Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte ebenso berücksichtigt werden“, fordern die Unterzeichner. Der Brief mahnt an, dass MFA und ZFA zu den zehn Berufen mit den höchsten krankheitsbedingten Fehlzeiten im Zusammenhang mit COVID-19 ge- hören und es daher unverständlich sei, dass diese bei der Nationalen SARS- CoV-2-Teststrategie nicht berücksich- tigt werden. EIN SONDERBONUS WÄRE EIN ZEICHEN DER ANERKENNUNG „Wenn das ambulante Gesundheits- wesen weiter eine stabile Säule der Ver- sorgung bleiben soll, dann müssen auch MFA und ZFA als systemrelevante Berufe neu bewertet werden“, betont das Schreiben. „Das ist mit Blick auf die Struktur der Freien Berufe nicht allein durch Tarifverhandlungen mög- lich, sondern muss durch die Gesell- schaft gegenfinanziert werden.“ Mit großer Sorge betrachte der VmF die Entwicklung der Arbeitslosigkeit der Zahnmedizinischen Fachangestell- ten. Im März 2020 lagen die Arbeits- losenzahlen mit 3.951 arbeitslosen ZFA auf dem niedrigsten Stand seit 2012. Seit April 2020 sind sie kontinuierlich angestiegen – etwa im August um 39,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bis zum Redaktionsschluss dieser zm- Ausgabe gab es noch keine Reaktion vom Bundesgesundheitsminister auf den offenen Brief. ck/LL ZFA-ARBEITSLOSENZAHLEN Januar Februar März April Mai Juni Juli August Quelle: VmF, 2020 2019 4.444 4.220 4.024 4.028 3.974 4.251 4.902 5.169 2020 4.224 4.035 3.951 5.237 6.176 6.407 6.988 7.191 Veränderung minus 4,9 % minus 4,4 % minus 1,8 % plus 30 % plus 55,4 % plus 50,7 % plus 42,6 % plus 39,1 % Foto: AdobeStock_coldwaterman Der QR-Code führt zum offenen Brief. 28 | POLITIK
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