Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1708) DER ANTISEMITISMUSBEAUFTRAGTE DER BUNDESREGIERUNG FELIX KLEIN „Ärzte und Zahnärzte sollten mehr über den Nationalsozialismus wissen!“ Die Verbrechen von Berufskollegen in der NS-Zeit seien zu vielen angehenden Ärzten und Zahnärzten unbekannt, kritisiert der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. Er plädiert dafür, die Approbationsordnung um diesen Baustein zu ergänzen. Prof. Dominik Groß, Gesamtleiter des zahnärztlichen Aufarbeitungsprojekts, begrüßt diesen Vorstoß: „Wir stellen immer wieder fest, wie wenig Vorwissen die Studierenden mitbringen und wie schockiert sie auf die Verbrechen reagieren.“ K lein: „Es gibt heute zu viele Mediziner, die unzureichende Kenntnisse über die Rolle der Medizin im Dritten Reich haben – und hier schließe ich Zahnmediziner mit ein. Beispielsweise fehlt es an Wissen über die menschenverachtenden Ver- suche und die eklatanten Verstöße gegen den Hippokratischen Eid von Ärzten und Zahnärzten in der Zeit des Nationalsozialismus.“ Klein setzt sich daher dafür ein, dass die Approbationsordnung für Mediziner und Zahnmediziner ergänzt wird um die Geschichte und die Verantwort- lichkeit während der Zeit des National- sozialismus. „In dieser Zeit haben viele Berufsgruppen Schuld auf sich geladen, indem sie an den Verbrechen, vor allem an den deutschen und europäischen Jüdinnen und Juden, mitgewirkt haben – so auch deutsche Zahnärzte“, erläutert Klein. DIE APPROBATIONSORDNUNG MUSS GEÄNDERT WERDEN „Über die Verstrickung der Zahnärzte ins Unrechtssystem der Nazis wissen die heutigen Studierenden der Zahn- heilkunde nach meinem Eindruck viel zu wenig. Den zahnmedizinischen Fakultäten sollte daran liegen, dass die angehenden Zahnärzte in Zeitalter ständiger Ethikdebatten ein Bewusst- sein hierfür entwickeln.“ Von hoher Bedeutung ist für Klein das Projekt der Zahnärzteschaft zur Aufar- beitung der NS-Zeit im Berufsstand. Mit der Untersuchung der Rolle der Zahnärzte während des Dritten Reichs stelle die Zahnärzteschaft sich ihrer Foto: Adobe Stock_Igal Die Ergebnisse der Aufarbeitung der Rolle der Zahnärzteschaft in der NS-Zeit müssen in die Lehre in den Universitäten getragen werden, sagt Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung. 34 | GESELLSCHAFT
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