Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

weiterer Bruder, Paul Ludwig, in Riga (1878–1942). Im Januar 1940 hatte Knoche endlich alle notwendigen Einreisepapiere für die Flucht nach Bolivien. Ilse blieb in Deutschland und übersiedelte nach Wien, musste dort aber untertauchen und überlebte mithilfe befreundeter Familien. 33 Insgesamt konnten für München bisher 34 verfolgte Zahnärz- tinnen und Zahnärzte recherchiert werden, von denen sich 23 ins Aus- land retten konnten, vier nach 1933 verstarben, sechs deportiert wurden, sich zwei in den Tod flüchteten und nur einer überlebte. Von den sechs na- mentlich bekannten Dentistinnen und Dentisten sowie einer Zahntechnikerin wurden mindestens fünf Opfer des Holocaust. Knoche überlebte den verheerenden Brand des italienischen Passagierschiffs „Orazio“ im Mittelmeer, bei dem 106 Passagiere, darunter viele Emigranten, ums Leben kamen. Dabei verlor er wichtige Papiere, etwa sein Doktor- diplom aus Jena. Seine Bemühungen, Ersatz zu erhalten, hatten während der NS-Zeit keinen Erfolg. 34 Erst 1948 erhielt er eine entsprechende Bestätigung. 35 Auf der Überfahrt lernt er seine dritte Ehefrau Susanne kennen, die ebenfalls aus Deutschland geflohen war. Die Voraussetzungen für einen beruflichen Neuanfang waren extrem schwierig. Im Alter von 60 Jahren musste Knoche, in spanischer Sprache, erneut sein zahnärztliches Examen ablegen. 36 Es gelang ihm, in La Paz eine Praxis auf- zubauen. Auch hier fand er Zeit für wissenschaftliche Abhandlungen. 37 MIT 60 LEGTE ER WIEDER DAS EXAMEN AB – AUF SPANISCH Knoche geriet in der alten Heimat nicht in Vergessenheit. Als er im Jahr 1961 aus familiären Gründen nach München zurückkehrte – sein Stiefsohn war zum Studium nach Deutschland gegangen – war ihm bereits das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen worden. Die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO), deren Präsident bereits seit 1937 Gustav Korkhaus war, 38 ernannte ihn im selben Jahr zu ihrem Ehrenmitglied. Dies ist umso bemerkenswerter, als das von den NS-Opfern einzig Alfred Kantorowicz noch diese Ehre einer deutschen zahnmedizinischen Fach- gesellschaft erhielt. 39 Bis zu seinem Tod 1969 lebte Erich Knoche mit seiner Frau Susanne in der Münchener Hohenzollernstraße. Seinen bolivianischen Pass hat er immer behalten, seine Stiefschwiegertochter Regine Beer zitierte ihn mit den Worten: „Wer weiß, was noch kommt.“ \ 33 Hecht, 2016, S. 48. 34 UAJ Best. M, Nr. 502, np. 35 UAJ Best. N, Nr. 79, Bl. 49–50. 36 Jäckle 37 Knoche, Erich, in: Odontoiatraia, S. 683–692. 38 Vgl. 39 Groß, Dominik, Dossier 2: Die Präsidenten der DGZMK,die Ehrenmitglieder der zahnärztlichen Fachgesellschaften und ihre Rolle im „Dritten Reich, https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/ fp/10_Dossier2_Ehrenmitglieder_DGZMK- Praesidenten.pdf [10.08.2020] DR. MATTHIS KRISCHEL Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf matthis.krischel@hhu.de Foto: privat E R R T G O N O M I T C O U U B C E H X S E C C R O S E D C E R H I N T U I T I V E Z E I T P A R E N D N Y S F I Z I E N T C B E D I E N U N U G B E N U N F A C H E E F E E I M E N Ü F Ü H R U N O N O M I S C H X G I C H E R X W I F I S Ö K Cube und Cube X: Die neuen Kleinsterilisatoren für Zahnarztpraxen. Entscheiden Sie sich für mehr Wirtschaftlichkeit: Dank optimierter Reinigungsprogramme, kürzerer Laufzeiten und einer intuitiven Menüführung mit Touch-Display machen unsere neuen Sterilisatoren Cube und Cube X die Aufbereitung und Sterilisation von zahnmedizini- schen Instrumenten leichter, sicherer und effizienter als jemals zuvor. miele.de/pro/cube Miele Professional. Immer Besser. Mehr erfahren: Telefon 0800 22 44 644 | www.miele-professional.de

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