Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1740) DEFINITION DER „VERDÄCHTIGEN“ LÄSION Da die Handlungsempfehlungen unter anderem darauf basieren, dass eine Schleimhautläsion als „verdächtig“ gewertet wird, wurden zur Konkretisie- rung neben dem zeitlichen Verlauf klinische Kriterien in die Leitlinie aufgenommen, die bereits bei der Erst- untersuchung als Hinweise auf eine maligne Transformation zu werten sind. Dies sind im Einzelnen: \ neu aufgetreten oder von unbekannter Dauer \ starke Hyperkeratose \ Inhomogenität \ Erosion \ Blutung bei Berührung oder leichter mechanischer Belastung \ fehlende Ursache \ pathologische Gefäßerweiterung/ Gefäße Der Algorithmus zur vollständigen Untersuchung der Mundschleimhaut wurde aktualisiert (Abbildung 2). UNTERSUCHUNGEN MIT UNGESICHERTEM STELLENWERT Die Beschreibung der Untersuchungs- methodik wurde aktualisiert und neu gegliedert, speziell wird nun eine Gruppe von Untersuchungen ausge- wiesen, deren Stellenwert nicht durch belastbare Studiendaten gesichert ist. Notwendige Untersuchungen zur Therapieentscheidung: \ Inspektion: Hierbei wird durch einen systematischen Untersuchungsgang sichergestellt, dass sämtliche relevante Regionen der Mundschleimhaut eingesehen und kritisch gewürdigt werden. \ Palpation Weiterführende Untersuchungen: \ Überprüfung auf Ursachen mechanischer Irritationen \ Vitalitätsprobe der benachbarten Zähne zur Erfassung odontogener entzündlicher Ursachen \ Bestimmung parodontaler Parameter zur Erfassung parodontaler entzündlicher Ursachen \ Röntgenuntersuchung zur Erfassung dentogener und ossärer entzündlicher Ursachen \ Untersuchung des Lymph- knotenstatus zur Bewertung entzündlicher Begleitreaktionen oder zur Erkennung einer Tumorausbreitung \ Sensibilitätsprüfung (N. lingualis und N. mentalis) zur Bewertung der Schmerzempfindung oder zur Erkennung einer Tumor- ausbreitung Abb. 2, Quelle: S2k-Leitlinie „Diagnostik und Management von Vorläuferläsionen des oralen Plattenepithelkarzinoms in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“, DGZMK, 2020 Algorithmus zur Leitlinie „Diagnostik und Management von Vorläuferläsionen des oralen Plattenepithelkarzinoms in der Zahn-, Mund-, und Kieferheilkunde“ Vollständige Untersuchung der Mundschleimhaut Neue klinische Veränderung der Mundschleimhaut? ja Klinischer Verdacht auf Malignität oder maligne Läsion? ja Ursachenbeseitigung, ggf. Therapie der Grunderkrankung* nein ja nein ja Zwei Wochen abwarten Bürstenzytologie Klinische Rückbildung der Läsion und ggf. unverdächtige Zytologie? nein Ursache erkennbar? (mechanisch-funktionell, Grunderkrankung) ja Restunsicherheit bzgl. der Dignität? nein nein ja Vollständige Rückbildung? nein Biopsie (siehe Empfehlungen im Leitlinientext) Zwei Wochen abwarten nein Vollständige Rückbildung? ja ja Nächste Untersuchung im vorgesehenen (zahn)ärztlichen Untersuchungsintervall (siehe Empfehlungen im LL-Text) Kontrolle bis zur vollständigen Rückbildung Weitere Beobachtung nein low grade Dysplasie? ja / high grade oder höhergradige Veränderungen (CiS/PEC) Überweisung an Fachklinik * Die weitere Diagnostik und Therapie von Grunderkrankungen und deren Mund- schleimhaut- Manifestationen variiert abhängig von der Krankheitsentität, so dass hier keine algorithmischen Empfehlungen ausgesprochen werden können. 66 | ZAHNMEDIZIN

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