Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1752) MKG-CHIRURGIE Intraorale vaskuläre Anomalie Felix Paulßen von Beck, Claus Dieter Gerharz, Thomas Mücke Vaskuläre Anomalien werden nach der aktuellen Klassifikation der International Society for the Study of Vascular Anomalies (ISSVA) aus dem Jahr 2014 in vaskuläre Tumoren und vaskuläre Malformationen unterteilt. Dieser Fall dokumentiert die Exzision eines ausgeprägten kavernösen Hämangioms im Bereich des dorsalen Zungenrückens. A nfang 2019 wurde uns eine 52- jährige kaukasische Patientin zur Weiterbehandlung einer tumo- rösen oralen Schleimhautveränderung überwiesen. Klinisch zeigte sich eine aus- geprägte, nicht druckdolente, weiche, nicht verschiebliche, levide, tumoröse Schwellung im Bereich des dorsalen Zungenrückens mittig (Abbildung 1). Anamnestisch berichtete die Patientin, dass dieser Befund seit der Kindheit existiere und sie bisher nicht weiter ge- stört habe, jedoch habe die Schwellung in den vergangenen Wochen leicht an Größe zugenommen. Bemerkt habe sie dies anhand einer progredienten Dys- phagie. Zusätzlich bestehe gelegentlich ein blutiger Geschmack. Im Orthopantomogramm (Abbildung 2) stellten sich neben dem aktuellen Zahnstatus zwei rundliche Verschat- tungen apikal des Zahnes 23 sowie in der Nähe des linken Foramen mentale dar. Das Angio-CT (Abbildung 3) ergab im posterioren Bereich des Zungen- körpers eine Hypervaskularisierung, die bei einer maximalen Abmessung von 2,7cm x 3,5cm x 4,8cm multiple rundliche Verkalkungen im Sinne von intravasalen Phlebolithen einer vasku- lären Anomalie aufwies. Aufgrund der akut vorherrschenden Perforationsgefahr mit daraus even- tuell resultierender lebensbedrohlicher Blutung und der patientenseitig be- schriebenen aktuellen Progredienz wurde die Indikation zur Operation gestellt. Unter stationären Bedingun- gen erfolgte die Exzision der vas- kulären Anomalie (Abbildung 4a) mit primärer, lokal plastischer Deckung (Abbildung 4b) in Intubationsnarkose. Abbildung 5 zeigt das Exzidat. Histo- logisch wurde ein partiell regressiv ver- ändertes, kavernöses Hämangiom mit intravaskulären Verkalkungen ohne Hinweis auf Malignität nachgewiesen (Abbildung 6). Abb. 1: Intraorale vaskuläre Anomalie im Bereich des dorsalen Zungenrückens Foto: MKG St. Josefshospital Krefeld-Uerdingen ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. DR. MED. FELIX PAULßEN VON BECK Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische und ästhetische Operationen Malteser Krankenhaus St. Josefshospital Kurfürstenstr. 69, 47829 Krefeld-Uerdingen Felix.Paulssen@malteser.org Foto: privat 78 | ZAHNMEDIZIN

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