Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18
zm 110, Nr. 18, 16.9.2020, (1757) Die Aufbauarbeit der Deutschen Cleft Kinderhilfe über die vergangenen zehn Jahre zahlt sich langsam, aber spürbar aus: Inzwischen konnte von Au-Bal- bach und Blume ein festes Team aus afrikanischen Ärzten vor Ort ausgebil- det und etabliert werden. Geleitet wird das Projekt vor Ort vom einheimi- schen Chirurgen Dr. Laurent Siborure- ma. Er organisiert auch Einsätze in Ruanda und Tansania. Grundsätzlich herrscht ein eklatanter Fachärztemangel in Ruanda, es fehlen auch Zahnärzte und MKG-Chirurgen. Es gibt kaum Spezialisten für Kiefer- orthopädie, Kinderzahnheilkunde oder Implantologie. Folgetherapien und interdisziplinäre Behandlungen, wie sie bei LKG-Spalten notwendig sind, sind daher kaum realisierbar. SIFAS SCHICKSAL Beim letzten Einsatz bewegte das Team besonders das Schicksal der jungen Sifa. Über 16 Jahre musste die junge Frau mit einer inzwischen vier mal zwei Zentimeter großen Gaumenspalte leben. Essen und Trinken waren nur eingeschränkt möglich, ihre Artikulati- on ebenfalls. Die psychisch-sozialen Folgen belasteten Sifa sehr. Ein langer Weg lag hinter ihr, bis sie endlich das erste Mal ihren Namen richtig ausspre- chen konnte. Die OP der großen Gau- menspalte in diesem Alter ist eine noch größere Herausforderung und birgt das Risiko, dass sich die Naht entlang der riesigen Spalte wieder öffnet. Doch die Operation gelang, noch kurz bevor der Einsatz zu Ende ging. Am nächsten Tag bei der Nachuntersuchung überraschte Sifa dann alle: Erstmals sprach sie ihren Namen ohne Probleme aus. LL RUANDA Ruanda im Osten des afrikanischen Kontinents gehört zu den Ländern, die sich wirtschaftlich stark entwickeln, aber immer noch eine der höchsten Armutsraten aufweisen. So leben 55 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut, das heißt von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag. Im Durchschnitt bekommt jede Frau fünf Kinder. Von 1.000 Kindern sterben 35 vor ihrem fünften Lebensjahr. Die ärztliche Ver- sorgung bleibt mangelhaft mit einem Mediziner pro 25.000 Einwohnern. Die Gesamtbevölkerung des Binnen- staats beträgt 12,3 Millionen, in der Hauptstadt Kigali leben 859.000 Menschen. Nach dem Völkermord Mitte der 1990er-Jahre an 800.000 Menschen der ethnischen Gruppen der Tutsi und der gemäßigten Hutu durch radikale Hutu und dem Ende des Bürgerkriegs regiert Präsident Paul Kagame das Land autoritär, lässt aber einen für Afrika relativ hohen Anteil an Frauen in Politik und Wirtschaft mitwirken. 2019 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 825 US-Dollar pro Kopf. Die gesprochenen Sprachen sind Kinyarwanda und Französisch. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung steigt der Konsum von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und damit auch das Vorkommen von Karies. Je früher die LKG-Spalte operiert werden, umso weniger Beschwerden können sich entwickeln. Ab einem Alter von sechs Monaten kann der Eingriff bei den Kleinen erfolgen. Fotos: Deutsche Cleft Kinderhilfe e.V. MKG-Chirurg Gunther Au-Balbac operiert zusammen mit dem einheimischen Chirurgen Dr. Laurent Siborurema. | 83
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