Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1794) M it Stand vom 30. August 2020 wurden in Deutsch- land 242.381 Infektionen mit SARS-CoV-2 nachge- wiesen und gemeldet. In den sieben Tagen davor wurden insgesamt 7.952 Infektionen an das Robert Koch- Institut (RKI) gemeldet. [Robert Koch-Institut, 2020] Diese Zahlen stellen aufgrund der Dunkelziffer, das heißt nicht er- kannter Infizierter, eine Unterschätzung dar. Die Frage, wie groß das Dunkelfeld tatsächlich ist, kann nicht abschlie- ßend beantwortet werden, allerdings gibt es Hinweise, die eine Annäherung erlauben. So zeigt die Zwischenauswertung einer Studie (SeBluCo), dass 1,3 Prozent der blutspendenden Erwachsenen sero- positiv auf das Coronavirus getestet wurden [Robert Koch- Institut, 2020]. Dies nährt die Vermutung, dass ein Großteil der Infektionen sehr mild beziehungsweise oligo- bis asymptomatisch verläuft. Das Centre for Evidence-Based Medicine (Oxford) bietet eine Übersicht zu diesem Thema und gibt eine weite Spanne von 5 bis 80 Prozent an asymptomatischen SARS-CoV-2 Infektionen an [Centre for Evidence-Based Medicine, 2020]. Eine Studie geht davon aus, dass in China vor dem 8. März 2020 53 bis 87 Prozent der Infektionen nicht erfasst wurden [Hao, 2020]. Kombiniert man diese Beobachtung mit den Angaben des RKI und den Ergebnissen der SeBluCo-Studie ergibt sich folgendes Bild: Unter Annahme einer Durchseuchung der deutschen Bevölkerung von etwa 1,3 Prozent könnte die Zahl der tatsächlich Infizierten in Deutschland bei knapp einer Million Menschen liegen. Bei etwa 200.000 bekannten Analog zur Empfehlung in der S1-Leitlinie „Umgang mit zahnmedizinischen Patienten bei Belastung mit Aerosol-übertragbaren Erregern“ plädieren die Autoren für eine Triage von Verdachtsfällen, am besten vor Betreten der Praxis am Telefon. SARS-COV-2-SCREENING Die Triage soll das Virus fernhalten Fabian Standl, Karl-Heinz Jöckel, Bernd Kowall, Andreas Stang Angesichts der wieder steigenden Zahlen gemeldeter Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 dürften die Verwendung eines Screeningbogens und die telefonische Triage zur frühzeitigen Erkennung von COVID-19-Verdachtsfällen an Bedeutung gewinnen. Die Autoren empfehlen, Patienten vorab unter anderem nach einem kürzlich aufgetretenen Verlust ihres Geruchs- und Geschmackssinns zu befragen. Denn in wissenschaftlichen Studien hat sich deren Verlust als stärkster Prädiktor für eine SARS-CoV-2- Infektion gezeigt. Foto: AdobeStock_lenets_tan 12 | PRAXIS

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