Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1807) (Tabelle 1) [Lygidakis et al., 2010]: begrenzte Opazität, posteruptiver Schmelzeinbruch, atypische Restau- ration, Extraktion wegen MIH. DIFFERENZIALDIAGNOSTIK Folgende Krankheitsbilder müssen vom Behandler differenzialdiagnos- tisch in Betracht gezogen werden: erbliche Strukturanomalien (Ameloge- nesis imperfecta), postnatale Entwick- lungsstörungen (zum Beispiel Dental- fluorose) und exogen bedingte Strukturanomalien (Trauma, apikale Entzündungen der Milchzähne – Turnerzahn, Karies). Genetisch bedingte Dysplasien des Schmelzes werden als Amelogenesis imperfecta (AI) bezeichnet [Weinmann et al., 1945]. Die AI zeichnet sich durch die Bildung von chemisch, quantitativ und/oder strukturell ab- normem Schmelz aus, während die Dentinstruktur normal ist. Im Gegen- satz zur MIH findet sich die AI generalisiert an den Zähnen einer oder beider Dentitionen. Zudem besteht eine familiäre Häufung (Großeltern, Eltern, Geschwister). Die Dentalfluorose zeigt sich als Folge einer chronisch überdosierten syste- mischen Fluoridexposition während der Schmelzbildung und -reifung. Sie tritt symmetrisch an homologen Zahn- paaren gemäß den Mineralisations- zeiten auf und ist eine von der Dosis abhängige Erscheinung [Fejerskov et Foto: Katrin Bekes Abb. 3: MIH-betroffener Molar 46 mit weißen Opazitäten im bukkalen Bereich Foto: Katrin Bekes Abb. 4: MIH-betroffener Molar 26 mit gelblichen Opazitäten und posteruptivem Schmelzeinbruch Foto: Katrin Bekes Abb. 5: Dentalfluorose an den Frontzähnen aufgrund einer erhöhten Fluoridexposition in den ersten Lebensjahren EAPD-KRITERIEN ZUR ERFASSUNG HYPOMINERALISIERTER ZÄHNE Kriterium Umschriebene Opazitäten Schmelzeinbruch Atypische Restaurationen Extrahierte Zähne Beschreibung • klar abgegrenzte Opazität an den Okklusal- und Bukkalflächen der Zahnkrone • Defekte form- und größenvariabel • Farbe: weiß, cremefarben oder gelb-bräunlich • Defektgröße: vernachlässigbar klein oder nahezu gesamte Zahnkrone • Empfehlung: keine Erfassung von Hypomineralisationen mit einer Größe < 1mm • variabler Mineralgehalt von umschriebenen Opazitäten • möglicher Einbruch von schwer betroffenen Schmelzanteilen, die Kaukräften ausgesetzt sind, mit Dentinexposition und sich rasch entwickelnder Karies • erste bleibende Molaren und Inzisiven mit Restaurationen, die eine ähnliche Ausdehnung wie umschriebene Opazitäten aufweisen • (=Restaurationen an Stellen, die nicht an Kariesprädilektionsstellen liegen) • können nur bei Vorliegen von umschriebenen Opazitäten an anderen ersten bleibenden Molaren, die als MIH definiert wurden, diagnostiziert werden Tab. 1 Quelle: Katrin Bekes [nach Lygidakis et al., 2010] | 25

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