Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1808) Quelle: Bekes et al., 2016 Abb. 6a, b: Therapieschema zur Behandlung von MIH-betroffenen Zähnen nach dem Würzburger Konzept: a) bei niedrigem Kariesrisiko, b) bei hohem Kariesrisiko Therapieschema zur Behandlung von MIH-betroffenen Zähnen al., 1990]. Für die Abgrenzung zur MIH sind die Anamnese und der klinische Befund entscheidend (Abbildung 5). Turner-Zähne sind entzündlich be- dingt und können durch eine peri- apikale Infektion des vorangegange- nen Milchzahns entstehen. Die Art und die Lokalisation des Defekts spielen eine wichtige Rolle in der Differenzialdiagnostik. Hypoplastische Schmelzläsionen sind meist regel- mäßig und glatt, während die Ränder der von einer MIH generierten Defekte scharf und unregelmäßig sind [Ghanim et al., 2017]. Weiterhin kön- nen Turner-Zähne nicht an Molaren auftreten. KLASSIFIKATION International werden von MIH betrof- fene Zähne nach der von der EAPD vorgeschlagenen Graduierung als mild oder schwer beschrieben [Lygidakis et al., 2010]. In milden Fällen zeigen die Zähne abgegrenzte Opazitäten ohne Substanzverlust, gelegentliche Über- empfindlichkeiten gegenüber äußeren Reizen (mit Ausnahme des Zähne- putzens) und nur leichte ästhetische Bedenken bezüglich der Verfärbung der Schneidezähne. Unter schweren Formen werden abgegrenzte Opazitä- ten mit Schmelzeinbrüchen, Karies, anhaltende/spontane Überempfind- lichkeiten, die die Funktion beein- trächtigen, und starke ästhetische Bedenken (im Fall der Inzisiven), die psycho-soziale Auswirkungen haben können, verstanden. Im deutschsprachigen Raum wurde 2016 im Rahmen der Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- zahnheilkunde (DGKiZ) in Würzburg das sogenannte „Würzburger Konzept“ entwickelt, das sich aus einem Klassifi- zierungsindex, dem „MIH Treatment Need Index (MIH-TNI)“, und einem darauf basierenden Therapiekonzept zusammensetzt [Bekes et al., 2016; Bekes und Steffen, 2016; Steffen et al., 2017]. Ausgangspunkt hierfür war die Überlegung, dass nahezu alle ver- fügbaren Klassifizierungen nur den Substanz- beziehungsweise Schmelz- (Dentin-)defekt als Leitkriterium heranziehen, die in der Klinik jedoch relevante Kombination mit dem mög- lichen Vorliegen einer Hypersensibi- lität außer Acht lassen. Die Autoren 26 | ZAHNMEDIZIN
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