Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1810) 7 8 9 10 Bildgruppe Abb. 7–14: Grade des MIH-Treatment- Need-Index im klinischen Erscheinungsbild Abb. 7: MIH-TNI 1 bei einem Molaren und bei den Frontzahninzisiven Abb. 8: MIH-TNI 2a: Molar mit Substanzdefekt von unter einem Drittel Defektausdehnung und ohne Hypersensibilität Abb. 9: MIH-TNI 2b: Molar mit Substanzdefekt von circa 2/3 Defektausdehnung und ohne Hypersensibilität. Abb. 10: MIH-TNI-2c-Molar mit Substanzdefekt von mehr als zwei Dritteln Defektausdehnung und ohne Hypersensibilität 20 Minuten vor dem Zubettgehen eine Verbesserung des Kristallgefüges im Sinne einer Heilung erzielt werden konnte [Baroni und Marchionni, 2011]. Stärkere Überempfindlichkeiten können bei Abwesenheit von Schmelz- einbrüchen mit einer Versiegelung be- handelt werden. Diese kann die Hyper- sensibilität verringern, dem weiteren Hartsubstanzverlust allerdings nicht vorbeugen. In einer kürzlich publizier- ten Studie konnte gezeigt werden, dass unabhängig vom gewählten Material für das Sealing (Glasionomerzement oder kunststoffbasiert) die Empfind- lichkeiten sofort nach Applikation des Versieglers reduziert werden konn- ten [Bekes et al., 2019]. Zu beachten ist jedoch, dass die Retention an hypomineralisierten Zähnen oftmals schlechter als an gesunden Zähnen ist [Jalevik und Klingberg, 2002; Fayle, 2003]. Treten Schmelzeinbrüche auf, können restaurative Maßnahmen erforderlich werden. Hier kann die anvisierte Be- handlung durch eine eventuell vor- handene schlechte Anästhesierbarkeit der hypomineralisierten Zähne erschwert sein [Jalevik und Klingberg, 2002]. Zur möglichen Lösung wird derzeit die alters- und gewichtsentsprechende Gabe von Schmerzmitteln bis zu 24 Stunden vor der eigentlichen Lokal- anästhesie empfohlen, die die Anäs- thesietiefe verstärken sollen [Steffen und van Waes, 2011]. Während im Fall von minimalen Schmelzdefekten vorübergehend auch nur eine Verlaufskontrolle angezeigt sein kann, ist bei moderaten und aus- geprägten Einbrüchen die direkte Füllungstherapie indiziert. Für die Erst- versorgung von MIH-Molaren, bei de- nen aufgrund einer unvollständigen Eruption keine absolute Trockenlegung möglich ist, eignen sich Glasionomer- zemente (Abbildung 18). Langfristig sollten diese später durch definitive Füllungen ausgetauscht werden [Jalevik und Klingberg, 2002]. Bei leichten bis mittleren Defekten sind Komposite ein UNIV.-PROF. DR. KATRIN BEKES, MME Leiterin des Fachbereichs Kinderzahnheilkunde der Universitätszahnklinik Wien GmbH Sensengasse 2a, 1090 Wien katrin.bekes@meduniwien.ac.at Foto: MedUni Wien / F. Matern 28 | ZAHNMEDIZIN

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