Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1812) 15 16 17 18 Bildgruppe Abb. 15–22: Versorgungsbeispiele verschiedener Grade des MIH-Treatment-Need-Index Abb. 15: Versorgung eines Molaren mit MIH-TNI 1 mittels Fissurenversiegelung Abb. 16: Molar mit MIH-TNI 1 bei einem Patienten mit hohem Kariesrisiko, der mittels Sealing mit einem niedrigviskösen Glasionomerzement versorgt wurde Abb. 17: Versorgung eines Molaren mit MIH-TNI 3 mittels Sealing, durchgeführt mit einem Adhäsiv Abb. 18: Versorgung eines Molaren mit MIH-TNI 4 vor dessen kompletter Eruption mit einem Glasionomerzement Abb. 19: MIH-TNI 2: Molar nach Füllungs- therapie mittels Komposit Foto: Katrin Bekes Foto: Richard Steffen Foto: Richard Steffen Foto: Richard Steffen 30 | ZAHNMEDIZIN 19 Foto: Katrin Bekes Self-Etch-Adhäsiven der Vorrang gege- ben werden. Sie zeigen in Laborunter- suchungen bessere Haftwerte als Total- Etch-Systeme an hypomineralisierten Zähnen – auch wenn diese immer noch geringer ausfallen als die ge- wohnt hohen Haftwerte an gesundem Schmelz [William et al., 2006]. Liegen ein größerer Substanzverlust und massive Hypersensibilitäten vor, kann in frühen Wechselgebissphasen zum Erhalt der betroffenen Molaren als Therapieoption zunächst die Ein- gliederung einer konfektionierten Stahlkrone als Langzeitprovisorium ge- wählt werden [Zagdwon et al., 2002] (Abbildungen 21a und 21b). Bei der Präparation sollte der Behandler auf eine möglichst schonende Präparation achten, um genügend Substanz für die spätere, endgültige Versorgung zu belassen. Später kann die Stahlkrone durch eine definitive Krone ersetzt werden. Nach Abschluss der Wechsel- gebissphase können in Situationen mit einer (nahezu) vollständigen Einbezie- hung der Okklusalfläche adhäsiv befes- tigte laborgefertigte Restaurationen aus verschiedenen Materialien (vorzugs- weise Komposit) eine Alternative dar- stellen [Fayle, 2003], die immer mehr durch die Möglichkeiten der CAD/CAM- Fertigungstechniken [Pfisterer et al., 2017] ergänzt werden (Abbildung 22). Langzeitstudien fehlen allerdings. Sind die Erhaltungswürdigkeit und die Langzeitprognose eines hypomine- ralisierten Molaren fraglich, kann als Therapieoption auch dessen Extraktion in Betracht gezogen werden [Schätzle und Patcas, 2011; Kirschneck und Proff, 2016]. Diese Entscheidung sollte allerdings sorgfältig abgewogen und auf Einzelfälle beschränkt sein. Von zahnärztlicher Seite kann die Extrak- tion eines MIH-betroffenen Molaren bei folgenden Situationen als Therapie- variante in Betracht gezogen werden [Kirschneck und Proff, 2020]: \ schwere Form der Hypominerali- sation mit exzessivem und rasch fortschreitendem Substanzverlust [Fayle, 2003; Williams und Gowans, 2003], \ wiederholte erfolglose (konservie- rend-prothetische) Behandlungen [Weerheijm et al., 2001; Jalevik und Klingberg, 2002],

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