Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1822) AUS DER WISSENSCHAFT Autotransplantation von dritten Molaren Peer W. Kämmerer Therapieoptionen, die – bei geeigneten Indikationen – ausschließlich körpereigenes Gewebe verwenden, bleiben aus biologischer Perspektive nach wie vor der „Goldstandard“ für die Behandlung und Versorgung von Zahnlücken. Britische Zahnmediziner haben jetzt in einer Literaturübersicht Behandlungsprotokolle und Erfolgsraten der Autotransplantation von Weisheitszähnen untersucht. D ie Autotransplantation eines Zahnes kann als dessen geplante Bewegung von einer Stelle im Kiefer zu einer anderen definiert werden. Hierbei handelt es sich um eine Technik mit jahrhundertealter Geschichte, die heutzutage häufiger in der Kinderzahnheilkunde eingesetzt wird, wobei typischerweise Prämolaren mit (teilweise) offenem Apex zum Ersatz fehlender Frontzähne verwendet werden. Die Autotransplantation der dritten Molaren stellt eine Option dar, um erste oder zweite Molaren zu ersetzen. Klassische Indikationen sind ein vorzeitiger oder ein traumatischer Zahnverlust, impaktierte, ektop wachsende oder fehlende Zähne, Tumore, iatrogene Verletzungen und Zähne mit schlechter Prognose. Armstrong et al. [2020] fassten in ihrem Artikel „Autotrans- plantation von dritten Molaren: eine Literaturübersicht und vorläufige Protokolle“ die aktuelle Evidenz narrativ zusammen. Insgesamt konnten neun Artikel inkludiert werden – Fallberichte, Fallserien und prospektive Studien. Als prognostische Erfolgsfaktoren wurden die geeignete Pa- tientenselektion (motiviert, kooperativ, gute orale Hygiene und guter Gesundheitszustand), eine Empfängerstelle ohne Infektionszeichen und mit einem ausreichenden Knochen- angebot sowie ein geeigneter zu transplantierender Zahn (ohne abnormale Wurzelmorphologie) identifiziert. Optimal für eine Autotransplantation sind Zähne mit einem nicht abgeschlossenen Wurzelwachstum (2/3 Wurzellänge), wobei auch Zähne mit abgeschlossenem Wurzelwachstum verwendet werden können. Des Weiteren sollte der zu trans- plantierende Zahn atraumatisch entfernt und vorsichtig – bei einer möglichst kurzen extraoralen Zeit – behandelt werden, um eine übermäßige Beschädigung der PDL-Fasern zu vermeiden. Die Empfängerstelle muss auf die Größe des zu empfangenden Zahnes aufbereitet werden, was die Ent- fernung von inter-alveolären Septen beinhalten kann. Die Foto: Moritz Boeddinghaus Flexible Stabilisierung des nach regio 36 transplantierten Zahnes 38 mittels Nähten 40 | ZAHNMEDIZIN
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