Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1824) EXPERTENKONSENS VON ORCA UND EFCD/DGZ – TEIL 1 Kariesmanagement bei Kindern Christian H. Splieth, Sebastian Paris, Falk Schwendicke Karies ist die häufigste und teuerste Zahnerkrankung weltweit [IDZ, 2016; KZBV, 2020; Kassebaum et al., 2015]. Obwohl die Prävention gerade in der Kinderzahnmedizin lange im Vordergrund stand, ist die Karieslast bei jüngeren Kindern nur bedingt zurückgegangen. Bestimmte Formen persistieren, zugleich nimmt die Ungleichverteilung zu: Die Mehrzahl der Karies entfällt auf vergleichsweise wenige Kinder. So besteht aller Errungenschaftenzum Trotz der dringliche Bedarf nach erfolgreichen, evidenzbasierten und anwendbaren Therapiemöglich- keiten für Karies bei Kindern. D er vorliegende Beitrag beschäf- tigt sich mit den drei für das Kariesmanagement in Kindern wichtigsten Kariesformen: frühkind- liche Karies (Early Childhood Caries, ECC), Karies im Milchgebiss (vor allem Milchmolaren) und okklusale Karies an bleibenden Zähnen. Der allgemeine Kariesrückgang in vielen Ländern ist eine wissenschaftliche und versorgungspolitische Erfolgsgeschichte, geht jedoch mit einer Polarisierung des Kariesbefalls einher, insbesondere bei Kindern und im Milchgebiss: Ungefähr 20 Prozent der Kinder vereinigen fast die gesamte Karieslast auf sich, bei den Dreijährigen in Deutschland im Mittel mit fast vier Zähnen [TEAM DAJ, 2017] (Abbildung 1). Es erstaunt, dass selbst die einfachsten präventiven Maßnahmen, wie zum Beispiel das regelmäßige Zähneputzen, bei Klein- kindern oft nicht (erfolgreich) um- Abb. 1: Die Kariesverteilung bei Kindern, insbesondere im Milchgebiss, ist hochgradig polarisiert [TEAM DAJ, 2017], was deutliche Konsequenzen für die Intensiv- und Gruppenprophylaxe, aber auch die Therapieoptionen haben sollte. Fotos: Christian Splieth DREITEILIGE ZM-REIHE EMPFEHLUNGEN ZUM KARIESMANAGEMENT In einem Konsensusprozess haben die European Organisation for Caries Research (ORCA) und die European Federation of Conservative Dentistry (EFCD) inklusive der Deut- schen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) Empfehlungen zum Karies- management erarbeitet. Grundlage waren mehrere systematische Reviews; die Empfehlungen wurden im Juni 2019 in einem Experten- Workshop diskutiert und mittels eines „e-Delphis“ finalisiert. Bei diesem Onlinekonsensusverfahren stimmten 24 durch die Fachgesell- schaften entsandte Delegierte über die Empfehlungen ab. Die Ergebnisse wurden in den Zeitschriften „Caries Research“ und „Clinical Oral Investi- gations“ publiziert. In drei Beiträgen werden in der zm die zentralen Aussagen zum Karies- management für die drei Alters- gruppen Kinder (zm 19/2020), Erwachsene (zm 20/2020) und Senioren (zm 21/2020) vorgestellt. Foto: DGZ Arbeitsgruppe aus Experten der ORCA und der EFCD/DGZ 42 | ZAHNMEDIZIN

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