Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1830) Der Übergang von therapeutischen Ver- siegelungen nicht-kavitierter Läsionen hin zu defektorientierten minimal- invasiven Kompositfüllungen mit nachfolgenden präventiven Versiege- lungen der übrigen kariesfreien Fissu- ren ist fließend. Die invasive Füllungs- therapie sollte jedoch nur gewählt werden, wenn non- beziehungsweise minimalinvasive Optionen aufgrund von Kavitation oder signifikanter, röntgenologisch sichtbarer Ausdeh- nung der Karies ins Dentin nicht mehr indiziert sind. Bei der restaurativen Therapie tiefer okklusaler Läsionen sollte – vorausgesetzt eine irreversible Pulpitis kann ausgeschlossen werden – bevorzugt eine selektive Karies- entfernung angewandt werden, um das Risiko einer Exposition der Pulpa zu minimieren. Konzepte der „Extension for Prevention“ sind heute sowohl bei der Kariesexkavation als auch bei der Restaurationsgestaltung nicht mehr zeitgemäß. Fazit Karies ist ein dynamischer Prozess, der sich von der subklinischen Deminera- lisation über die initialkariöse Läsion KONSENSUS-EMPFEHLUNGEN ZUM MANAGEMENT OKKLUSALER KARIES IM BLEIBENDEN GEBISS Präventive und non- invasive Behandlung Mikroinvasive Interventionen Invasive Interventionen T ab. 3: Konsensus-Empfehlungen der European Organisation for Caries Research (ORCA) und der European Federation of Conservative Dentistry (EFCD/DGZ) zum Management okklusaler Karies im bleibenden Gebiss: Es wird die Evidenzstärke (schwach, moderat, hoch) und die Zustimmung der Konsensusgruppe zu den Statements (von 0 [stimme gar nicht zu] bis 10 [stimme voll zu]) angegeben. Ein Votum von 7–10 wurde als Zustimmung gewertet; die prozentuale Zustimmung rundet nicht immer auf 100 Prozent. Zusätzlich wird der Median aller Voten (0–10) angegeben. Quelle: ORCA, EFCD/DGZ . Empfehlung Die primäre Maßnahme zur Prävention von Okklusalkaries in der bleibenden Dentition ist das Putzen mit fluoridierter Zahnpasta ( ≥ 1.500 ppm). Ein spezieller Fokus sollte darauf liegen, beim Putzen die Okklusalflächen der durchbrechenden permanenten Prämolaren und Molaren zu erreichen, da sie unterhalb der Okklusalebene liegen. Zusätzliche präventive Fluoridlackapplikationen oder die Nutzung von Fluoridgelen sind ratsam für Zähne, Personen, Gruppen oder Bevölkerungen mit höherem Kariesrisiko, höherer Kariesaktivität und -prävalenz. Aufgrund der hohen Kosten sollten präventive Versiegelungen auf Zähne, Personen, Gruppen oder Bevölkerungsgruppen mit höherem Kariesrisiko, höherer Kariesaktivität oder -prävalenz beschränkt werden. Präventive Versiegelungen sollten mit dünnflüssigen Kompositen durchgeführt werden. Für Zähne im Durchbruch oder bei Problemen mit der Trockenlegung können Glasionomerzemente verwendet werden. Nicht kavitierte okklusale kariöse Läsionen können mit non-invasiven Therapie- maßnahmen arretiert werden. Nicht kavitierte okklusale kariöse Läsionen sollten versiegelt werden, wenn diese nicht erfolgreich durch non-invasive Maßnahmen inaktiviert werden können. Kavitierte okklusale kariöse Läsionen sollten mit Füllungen restauriert werden, vorzugsweise defektorientiert mit Kompositkunststoffen, nach konventioneller Karies- entfernung sowie gegebenenfalls einer nachfolgenden Versieglung der übrigen Fissuren bei bestehendem Kariesrisiko. Der traditionelle Ansatz des „Extension for Prevention“, bei dem das gesamte Fissurensystem in die Restauration einbezogen wird, wird nicht empfohlen. Bei tiefen kariösen Läsionen sollte die Karies selektiv entfernt und der Defekt mit einer dichten Füllung restauriert werden. Evidenz- stärke stark schwach moderat schwach schwach schwach schwach schwach Zustimmung Zustimmung: 87 % neutral: 12 % Ablehnung: 0 %* Median: 9 Zustimmung: 91 % neutral: 4 % Ablehnung: 4 %* Median: 9 Zustimmung: 87 % neutral: 12 % Ablehnung: 0 %* Median: 9 Zustimmung: 95 % neutral: 0 % Ablehnung: 5 % Median: 9 Zustimmung: 95 % neutral: 0 % Ablehnung: 4 %* Median: 10 Zustimmung: 88 % neutral: 8 % Ablehnung: 4 % Median: 9 Zustimmung: 83 % neutral: 8 % Ablehnung: 8 %* Median: 9 Zustimmung: 91 % neutral: 4 % Ablehnung: 4 %* Median: 9 48 | ZAHNMEDIZIN

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