Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1840) FAZIT FÜR DIE PRAXIS Operations- und Hospitalisierungs- dauer, keine notwendige Vaskularisie- rung des Transplantats, Vermeidung von Morbidität im Bereich der Ent- nahmestelle, Möglichkeit der sofortigen postoperativen Physiotherapie sowie Möglichkeit zur Korrektur stark defor- mierter Kiefergelenke und angrenzen- der Knochendefekte) gegebenenfalls er- forderliche Prothesenwechsel in Kauf [Sidebottom, 2013; AWMF, 2020]. Ob- wohl die Indikationsstellung für den totalen alloplastischen Kiefergelenk- ersatz aktuell zunehmend häufiger gestellt wird [Onoriobe et al., 2016] und die durchschnittliche Lebensdauer der aktuell verwendeten Kiefergelenk- prothesentypen auf 15–20 Jahre und länger geschätzt wird [Johnson et al., 2017], bleibt der alloplastische Kiefer- gelenkersatz mit Ausnahme auto- immun-vermittelter Erkrankungen des Kiefergelenks gemäß allgemeinem Konsens der aktuellen S3-Leitlinie zum alloplastischen Kiefergelenksersatz primär eine Therapieoption im Sinne einer Ultima Ratio bei Patienten mit schwer geschädigtem, nicht mehr kon- servativ oder durch konventionelle chirurgische Verfahren sinnvoll the- rapierbaren Kiefergelenken [AWMF, 2020]. \ ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. Abb. 7: Klinische Situation sechs Monate nach Operation mit gesteigerter Mundöffnung bei eingegliederten Intermediatprothesen in Ober- und Unterkiefer sowie insgesamt verbessertem Allgemeinzustand \ In Europa stellt die Kiefergelenksankylose eine Erkrankung mit sinkender Inzidenz dar. \ Am häufigsten ist die Kiefergelenksankylose traumatisch bedingt infolge kindlicher Stürze mit fazialer Beteiligung und unbehandelten Collumfrakturen. \ Bei Kindern sind die frühzeitige Diagnosestellung und die entsprechende Therapieeinleitung zur Vermeidung von Kiefergelenksankylosen von zentraler Bedeutung. \ Trotz bekannter Komplikationen und Nebenwirkungen stellt der autologe Kiefergelenkersatz im Heranwachsen- den weiterhin den Goldstandard zum rekonstruktivem Ersatz von Kiefergelenken dar. \ Die Haltbarkeit des alloplastischen Kiefergelenkersatzes wird auf über 15–20 Jahre geschätzt. \ Trotz Neuerungen der alloplastischen Materialien und einer besseren Verträglichkeit stellt der alloplastische Kiefergelenkersatz für Patienten mit schwer geschädigtem Kiefergelenk nach Versagen konservativer Therapie- maßnahmen die Ultima Ratio dar. Fotos: Daniel Thiem a1 a2 b 58 | ZAHNMEDIZIN
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