Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19
zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1869) In der CT-Untersuchung mit Kontrast- mittel zeigte sich eine ausgedehnte Raumforderung der rechten Wange, die keinerlei klare Infiltration oder Destruktion der anatomischen Nach- barstrukturen aufwies (Abbildung 3). Zur weiteren Diagnostik erfolgte in Lokalanästhesie von intraoral eine Probenentnahme. Im histologischen Präparat zeigte sich ein diffuses, sich ausbreitendes Infiltrat aus mittel- großen, runden Blasten im fibrösen Weichgewebe und Fett ohne eine erhaltene Lymphknotenstruktur. Es wurde die Diagnose eines hoch- malignen, hochproliferativen Non- Hodgkin-Lymphoms (NHL) der B-Zell- reihe, in erster Linie ein diffuses, großzelliges B-Zell-NHL (diffuse large B-cell lymphoma, DLBCL) gestellt. Speziell lag ein proliferationsaktives DLBCL, NOS (not otherwise specified) vom aktivierten B-Zell-Typ (activated B-cell type, ABC) mit einer MYC- Translokation vor (Abbildung 4). Das im Rahmen des komplettierenden Stagings durchgeführte FDG PET-CT zeigte einen intensiv verstärkten Glucosemetabolismus der vorbekann- ten Raumforderung in der rechten Wange (Abbildung 5). Insgesamt ergab sich kein Nachweis auffällig Glucose- metabolismus-gesteigerter Lymphknoten im gesamten Untersuchungsvolumen. Die knöchernen Strukturen zeigten keine suspekten osteoproliferativen oder osteodestruktiven Prozesse. Aus- gehend von einem isolierten Befall der Weichteile rechts buccal wurde das NHL nach Abschluss des Stagings als Stadium I nach der Ann-Arbor-Klassifi- kation eingestuft. Die Patientin wurde zur weiterführen- den Diagnostik und Therapie an die Klinik für Hämatologie und Onkologie überwiesen. Neben einer Knochen- markpunktion und einer Vorphase- therapie mit Cortison, die zu einem deutlichen Schwellungsrückgang führte, erfolgte dort die Einleitung einer Che- motherapie nach dem R-CHOP-14-Pro- tokoll mittels Rituximab, Cyclophos- phamid, Adriamycin, Vincristin und Prednison. Nach zwei Zyklen R-CHOP wurde die Therapie aufgrund eines Apoplexes unterbrochen, an dessen Folgen die Patientin im weiteren Ver- lauf verstorben ist. DISKUSSION Maligne Lymphome machen etwa fünf Prozent aller Malignome in der Kopf-Hals-Region aus und sind – nach dem Plattenepithelkarzinom – die zweithäufigste Tumorentität im Kopf- Hals-Bereich [DePena et al., 1990; Vega et al., 2005]. Die Erstdiagnose dieser OBERSTABSARZT PD DR. MED. DR. MED. DENT. OLIVER THIELE Klinik VII; Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: privat Abb. 2: Intraoral zeigt sich bei einem konservativ und prothetisch unvoll- ständig versorgten Restzahngebiss eine deutliche, etwa Golfball-große Vorwölbung der rechten Wangen- schleimhaut. Abb. 3: Das CT (axial, Weichteilfenster) zeigt eine ausgedehnte Raum- forderung der rechten Wange (roter Kreis). Foto: Andreas Pabst Foto: Andreas Pabst Foto: Pathologie BWZK Abb. 4: Skelettmuskelinvasion des diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms; Inset: CD20-Immunhistochmie mit Bestätigung der B-Zell-Differenzierung der Tumorentität ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. | 87
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