Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 110, Nr. 19, 1.10.2020, (1870) Tumorart wird schon aufgrund der statistischen Häufigkeit des Auftretens nicht selten durch MKG-Chirurgen beziehungsweise durch niedergelassene Zahnärzte, die Biopsien unklarer Raum- forderungen durchführen, gestellt. Bei unspezifischen, meist schmerzlosen Schwellungen im Kopf-Hals-Bereich muss ein Malignom aus dem Bereich der Lymphome immer auch von Zahnärzten und MKG-Chirurgen mit unter den ersten Differenzialdiagnosen berücksichtigt werden. Eine gewisse Grundkenntnis über den Formenkreis der Lymphome sollte also vorhanden sein. Grundsätzlich werden Lymphome in Hodgkin und Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) klassifiziert. Non-Hodgkin-Lym- phome gehen von B- oder T-Zellen des lymphatischen Gewebes aus, während Plasmozytome eine spezielle klinische Entität darstellen, die sich primär im Knochenmark manifestiert. 70 Prozent der NHL zeigen eine Erstmanifestation in Lymphknoten (nodal), nur 30 Pro- zent manifestieren sich in Gewebe außerhalb von Lymphknoten (extra- nodal) [Zucca et al., 2002]. Nach dem Gastrointestinaltrakt ist die Kopf-Hals-Region der zweithäufigste Manifestationsort für extranodale NHL [Vega et al., 2005]. Wie im vor- liegenden Fall zeigen verschiedene Untersuchungen, dass das DLBCL im Kopf-Hals-Bereich der am häufigsten auftretende Subtyp ist [DePena et al., 1990; Okumo et al., 2012; Scherfler et al., 2012]. Die Mundhöhle ist der Ort der häufigsten Erstmanifestation [Wanyura et al., 2007; Djavanmardi et al., 2008; Scherfler et al., 2012]. Bis zu 70 Prozent der DLBCL im Kopf- Hals-Bereich treten nur an einer ein- zigen Lokalisation auf [Scherfler et al., 2012]. Die Therapie orientiert sich in der Regel an einer Chemotherapie kombiniert mit einem monoklonalen CD20- Antikörper (Rituximab) [Hamilton et al., 2010]. Initiale Remissionsraten von 60 bis 80 Prozent werden beschrieben, die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 50 Prozent [Shipp, 1994; Vose, 1998]. Andere Subtypen wie follikuläre Lymphome, Plasmozytome oder multiple Myelome werden mit teil- weise deutlich anderen chemothera- peutischen Konzepten behandelt und zeigen zum Teil schlechtere Langzeitüberlebensraten [Raab et al., 2009; Tageya et al., 2009]. \ OBERFELDARZT DR. MED. DR. MED. DENT. JOHN RUDAT Klinik VII; Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: BWZK FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Lymphome im Kopf-Hals-Bereich müssen bei unklaren Schwellungen oder Raumforderungen immer in die Differenzialdiagnose einbezogen werden. \ Die schnelle histologische Sicherung ist zwingend notwendig, um zeitnah eine der Tumorentität angepasste spezifische Ausbreitungsdiagnostik (Staging) und eine onkologische Therapie einzu- leiten. Das ist für das Überleben der betroffenen Patienten essenziell. \ Eine gute, zeitnahe interdisziplinäre Kooperation von Kopf-Hals-Fächern wie der Zahnmedizin und der MKG-Chirurgie mit der internistischen Onko- logie und der Radioonkologie ist unabdingbare Voraussetzung für eine zügige und effiziente Behandlung von Lymphom-Patienten. OBERSTARZT PROF. DR. DR. RICHARD WERKMEISTER Klinik VII; Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: BWZK Foto: Andreas Pabst Abb. 5: Das FDG PET-CT (axial) zeigt eine deutliche Glukosespeicherung der rechten Wange (roter Kreis). OBERFELDARZT DR. MED. GUNNAR MÜLLER Pathologie Bundeswehrzentralkrankenhaus Rübenacherstr. 170, 56072 Koblenz Foto: privat 88 | ZAHNMEDIZIN

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