Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1924) Matrix-Bildung in unterschiedlicher Ausdehnung von kleinen Arealen an den Glatt- oder Kauflächen bis zum Totalverlust des Schmelzmantels im oberen Drittel der Krone. Die Aplasie des Schmelzes führt durch Invaginations- törungen zu abgerundeten Schmelz- rändern. Hypoplastisches verfärbtes Dentin kann den Schmelzmantel unge- nügend unterstützen, dann entstehen an den Rändern Abbrüche. Symmetrische Anomalien an bleibenden Zähnen zei- gen häufig mehrere pathogenetische Muster vom weißen Fleck bis zur Aplasie. Die ursächliche metabolische Störung kann einmalig kurz oder länger sowie auch wiederholt und mehrfach auf- treten. Der Entstehungsmechanismus beeinflusst das vielfältige klinische Bild. KLINISCHE HYPOPLASTISCHE ANOMALIEFORMEN Das makroskopische Bild umfasst die Ausdehnung an einem Zahn, die Zahl der betroffenen Zähne und fünf Formen der Anomalie mit: \ opaken weißlichen Flecken \ pigmentierten gelblich-bräunlichen Flecken \ horizontalen Grübchen und Linien \ Höcker- und Inzisalkanten-Verlust \ aplastischen Arealen mit frei- liegendem, hypoplastisch-verfärb- tem Dentin und abgerundeten Schmelzrändern (Invaginations- störung im Glockenstadium) oder Schmelzabbrüchen. Die klinischen Bilder meist komplexer Anomalien sind in den Abbildungen 1 bis 3, 6 und 7 dokumentiert. Die Ver- teilung der Anomalien der Zahnhart- gewebe in einem zufällig ausgewähl- ten, aber trotzdem repräsentativen Patientengut einer Universitätszahn- klinik ist in den Tabellen 1 und 2 dokumentiert. ANAMNESE Mit den Schour-Massler-Grafiken (Ab- bildungen 4 und 5) wird bei Hypo- mineralisation oder Hypoplasien an den Höckern der ersten Molaren nach Gesundheitsstörungen in der Perinatal- periode gefragt, bei Veränderungen im oberen Kronendrittel nach Erkrankun- gen im neunten bis zwölften Lebens- monat, was auch auf Hypomineralisa- tion oder Hypoplasien der Inzisalkanten zutrifft. Bei Anomalien im mittleren Kronendrittel vom 18. bis zum 24. Lebensmonat (und inzisales Drittel der Kronen), bei zahnhalsnahen Anomalien der Molaren fragt man nach Erkran- kungen vom zweiten bis zum vierten Lebensjahr (Tabelle 3). Anomalien, die nach dem fünften bis zum zwölften Lebensjahr ausgelöst werden, sind sehr selten, weil metabolische Gesundheits- störungen mit einem Einfluss auf den Glucose-Metabolismus der Amelo- blasten und Odontoblasten in diesem Zeitraum kaum noch auftreten. Gefragt werden Anomalieträger und/ oder Begleitpersonen ab dem sechsten Lebensjahr mit dem Durchbruch der ersten Molaren. Von Bedeutung sind die Geburtsumstände (Hypoxie, Asphyxie), alle Infektionskrankheiten einschließlich Säuglingsdyspepsie, Flüssigkeitsverlust, Rachitis, kongenitale Hypothyreose und Hypoparathyreoi- dismus. Die Frage der Kinder, Eltern, Großeltern (ob Anomalieträger oder Verteilung der symmetrischen Schmelz- und Dentin-Hypoplasien und Aplasien Gesamt Hypoplasien des Schmelzes mit weiß opaken Flecken allein (mit unbekannten Dentinhypoplasien) Schmelzhypoplasien mit Rillen, Riefen, Girlanden und Höckerverlusten Schmelzhypoplasien mit freiliegendem Dentin und gerundeten Schmelz- wulsten am Rand Schmelzhypoplasien mit freiliegendem Dentin und Einbrüchen des Schmelzes ins hypoplastische Dentin Fluorose Tab. 2: Verteilung der symmetrischen Schmelz- und Dentin-Hypoplasien und Aplasien an einem zufällig ausgewählten Patientengut über 18 Monate an der Universität Witten/Herdecke Quelle: Unveröffentlichte Daten aus den Jahren 2012–2013, Dr. Monika Kolski, 2013 Anzahl 40 30 2 3 4 1 Prozent 100 % 75 % 5 % 7,5 % 10 % 2,5 % Verteilung von Schmelz- und Dentin-Anomalien Gesamtzahl untersuchter Patienten Keinerlei Zahnhartsubstanzveränderungen Zahnhartsubstanzveränderungen Tab. 1: Verteilung von Schmelz- und Dentin-Anomalien an einem zufällig ausgewählten Patientengut über 18 Monate an der Universität Witten/Herdecke Quelle: Unveröffentlichte Daten aus den Jahren 2012–2013, Dr. Monika Kolski, 2013 Symmetrische Schmelz- und Dentin-Hypoplasien und Aplasien Turner-Zähne Akutes Milchzahntrauma Hereditäre Schmelzdysplasien Unbekannte Genese Anzahl 643 582 61 40 7 4 8 2 Prozent 100 % 90,5 % 9,5 % 6,2 % 1,1 % 0,6 % 1,2 % 0,3 % 30 | ZAHNMEDIZIN
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