Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1948) DER BESONDERE FALL MIT CME Retinierter Weisheitszahn mit zystischer Ummantelung in der Kieferhöhle Payam Hosseinkhah, Peer W. Kämmerer Aufgrund einer sehr langsam zunehmenden Schwellung im rechten Oberkiefer überwies der Hauszahnarzt einen 46-jährigen Patienten an die Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz. Als ursächlich entpuppte sich ein weit in der Kieferhöhle retinierter Zahn 18, der zusammen mit der ihn umgebenden follikulären Zyste entfernt wurde. I m April 2019 stellte sich ein 46- jähriger Mann ohne bekannte inter- nistische Vorerkrankungen vor, der vom Hauszahnarzt mit der Bitte um Entfernung des Zahnes 18 und um Therapie einer Raumforderung in der rechten Kieferhöhle überwiesen wurde. Klinisch waren die Zähne 16 bis 18 nicht sichtbar. Laut Aussage des Patien- ten war der Zahn 16 vor einigen Jahren extrahiert worden. Intraoral war eine knochenharte Ballonierung distal im rechten Oberkiefer sichtbar, diese war kaum druckdolent und nach vestibulär erweitert zu tasten. Die Zähne 14 und 15 waren vital und nicht perkussions- empfindlich. Distal am Zahn 15 war keine tiefe Tasche zu sondieren (Abbil- dung 1). In der Panoramaschichtaufnahme (PAN) projizierten sich der Zahn 17 verlagert am unteren Rand des Sinus maxillaris und der Zahn 18 weiter cra- nial in der Kieferhöhle. Beide Zähne waren verbunden mit einem ovalen, scharf begrenzten Befund in der Größe einer Walnuss, der von der Krone des Zahnes 18 ausging und distoapikal am Zahn 17 endete (Abbildung 2). Zur Beurteilung wurde eine Dentale Volumentomografie (DVT) angefertigt. In der dreidimensionalen Aufnahme wurde die Ausbreitung der knöchern scharf begrenzten Raumforderung, die bis zum oberen Drittel der Kieferhöhle reichte, sichtbar (Abbildung 3). Dieser Befund wurde gemeinsam mit den retinierten Zähnen 17 und 18 mit der Verdachtsdiagnose einer follikulä- ren Zyste in Intubationsnarkose ent- fernt. Nach crestalem Schnitt und Bildung eines Mukoperiostlappens war bereits die zystische Raumforderung durch den sehr dünnen Knochen sichtbar (Abbildung 4). Nach Osteo- tomie und Bildung eines Zugangs in die Kieferhöhle wurden die Zähne 17 und 18 mit dem umfassenden Gewebe in toto entfernt und zur histologischen Auswertung in die Pathologie gesandt (Abbildung 5). Die obere knöcherne Begrenzung des Zystenlumens wurde entfernt und somit eine Verbindung zur Kieferhöhle geschaffen. Eine Infun- dibulotomie war aufgrund des weit offenen Meatus nasi medius nicht notwendig. Schlussendlich wurde die Kieferhöhle unter Zuhilfenahme des Corpus adiposum buccae (Bichat’scher Fettkörper) mehrschichtig plastisch gedeckt (Abbildung 6). Die histologische Untersuchung bestä- tigte die Verdachtsdiagnose einer folli- kulären Zyste. Nach zweiwöchigem Schnäuzverbot konnten die Fäden bei regelrechter Wundheilung entfernt DR. PAYAM HOSSEINKHAH Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie der Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat Abb. 1: Intraorale Ausgangssituation im1. Quadranten CME AUF ZM-ONLINE Kieferhöhlenzyste Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME- Punkte der BZÄK/ DGZMK. 54 | ZAHNMEDIZIN
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