Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1950) Abb. 5: Entfernung des zystischen Befunds mit den Zähnen 18 und 17 aus der rechten Kieferhöhle (a) sowie der entnommene Befund (b) a b werden. Sechs Monate postoperativ ist eine radiologische Kontrolle mittels PAN avisiert. DISKUSSION Eine Zyste wird als ein pathologischer Hohlraum definiert, der mit einem epithelialen Saum ausgekleidet ist [Johnson et al., 2014]. Gefüllt ist dieser Hohlraum meist mit einem flüssigen oder einem breiigen Inhalt. Die follikuläre Zyste gehört nach der WHO-Einteilung, die 2018 aktualisiert wurde, zu den entwicklungsbedingten odontogenen Zysten. Ursache für die Entstehung solcher Zysten sind Fehl- bildungen in der Zahnanlage [Speight et al., 2018]. Durch ihr langsames, expansives Wachstum können sie zur Verlagerung des beteiligten Zahnes, aber auch des Nachbarzahns führen [Motamedi et al., 2005; Henien et al., 2017]. Oft werden follikuläre Zysten zufällig entdeckt, meist sichtbar als Radioluzenzen, die Kronen von nicht durchgebrochenen Zähnen umfassen [Zhang et al., 2010]. Histologisch sind sie durch ein nicht keratinisiertes Plattenepithel und eine dünne binde- gewebige Wand mit odontogenen Epithelresten gekennzeichet. Diese Art von Zysten tritt meist zwischen der zweiten und der dritten Lebensdekade auf [Grossmann et al., 2007], im maxillofazialen Bereich mit circa 19 Prozent am zweithäufigsten. Die höchste Prävalenz haben radikuläre Zysten mit ungefähr 54 Prozent, aber auch die Keratozyste gehört mit circa 12 Prozent zu den häufigen odontoge- nen Zysten [Jones et al., 2006; Johnson et al., 2014]. Die vorrangig auftretende Lokalisation befindet sich in der Weisheitszahn- region des Unterkiefers mit einem An- teil von ungefähr 75 Prozent, gefolgt von der Weisheitszahn- und der Eck- zahn-Region des Oberkiefers [Daley et al., 1994; Zhang et al., 2010]. Diese Verteilungen variieren jedoch in unter- schiedlichen Studien in Abhängigkeit von der geografischen Region und der in diesem Zusammenhang unter- suchten Studienpopulation. Abb. 4: Intraoperativer Situs: a: nach crestalem Schnitt, b: nach Entfernung des vestibulären Knochendeckels a b PD DR. DR. PEER W. KÄMMERER, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: privat 56 | ZAHNMEDIZIN
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=