Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1951) Die Therapie einer follikulären Zyste besteht aus der vollständigen Entfer- nung der Zyste und des ursächlichen Zahnes mittels Zystektomie (Partsch II). In seltenen Fällen kann eine Zystosto- mie (Partsch I), beispielsweise aufgrund von anatomischen Limitationen, in Erwägung gezogen werden. Die follikuläre Zyste erscheint nicht immer in dieser klassischen Form; zudem können auch andere Zysten- formen, aber auch Tumore wie das uni- zystische Ameloblastom, ein Myxom oder ein primäres intraossäres Karzi- nom dieser Läsion ähneln. Daher ist eine histopathologische Untersuchung immer obligat, da diese zielführend für die weitere Therapie sowie für die Risikoeinschätzung eines Rezidivs ist [Olson et al., 2000; Slater, 2003]. Nach einer Zystektomie empfiehlt sich eine antibiotische Abschirmung, besonders im Unterkiefer oder nach Entfernung infizierter Zysten. Die follikuläre Zyste zeigt selten Rezidive, eine postoperative röntgenologische Kontrolle sollte jedoch in der Regel nach sechs Monaten in ein- bis zwei- jährigen Abständen bis zum sechsten postoperativen Jahr erfolgen, um mög- liche Rezidive frühzeitig zur erkennen [Sailer et al., 1996; Tournas et al., 2006]. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Auch bei klinisch eindeutiger Diagnose ist eine histologische Untersuchung obligat. \ Zu den Differenzialdiagnosen gehören vor allem die Keratozyste und das unizystische Ameloblastom, aber auch andere odontogene und nicht-odontogene Zystenarten. \ Eine Zystektomie sollte – wenn möglich – immer angestrebt werden. \ Ein Rezidiv der follikulären Zysten ist sehr selten, dies sollte jedoch bis sechs Jahre nach der Operation alle ein bis zwei Jahre radiologisch kontrolliert werden. Alle Fotos: Peer W. Kämmerer Abb. 6: Plastische Deckung unter Verwendung des Bischat‘schen Fettkörpers ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. ZAHNMEDIZIN | 57

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