Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1962) AUS DER WISSENSCHAFT Die Früherkennung medikamenten- bedingter Osteonekrose ist möglich! Kerstin Albrecht Tumorpatienten müssen oft antiresorptive Medikamente wie Bisphosphonate oder Denosumab einnehmen. Eine der gefürchtetsten Nebenwirkungen ist dabei die medikamentenbedingte Osteonekrose des Kieferknochens. Mainzer Forscher entwickelten nun eine Methode, diese Patienten objektivierbar anhand ihrer 3-D-Röntgenbilder zu identifizieren. B ei einer medikamentenbedingten Osteonekrose ver- ändert sich die räumliche Knochenstruktur des Kiefer- knochens. Es treten Osteosklerosen neben osteolytischen Prozessen auf, die Lamina dura ist verdickt, unter dem Periost lagert sich Knochen ab und nach Zahnextraktionen bleiben die Alveolarhöhlen röntgenologisch sichtbar und werden nicht mit Knochen aufgefüllt. Klinische Befunde unterschätzen das Ausmaß der Erkrankung häufig, mithilfe der dreidimensionalen röntgenologischen Bildgebung lässt sich die Situation besser beurteilen. Eine Aussage, ob tat- sächlich eine medikamentenbedingte Osteonekrose vorliegt, ist bislang jedoch von der subjektiven Beurteilung der Bild- gebung und der Klinik durch den Arzt abhängig. Ziel einer kürzlich veröffentlichten Studie aus Mainz war es, eine objektivierbare Methode zu entwickeln, wie Patienten mit medikamentenbedingter Osteonekrose anhand von DVT- Aufnahmen identifiziert werden können. Dazu berechneten die Forscher einen speziellen mathematischen Index – die fraktale Dimension. Sie kann vereinfacht als Komplexität einer Struktur verstanden werden; je komplexer die Struk- tur, desto höher die fraktale Dimension. METHODE Die Mainzer Forscher nahmen sich DVT-Aufnahmen von 77 Patienten mit bekannter medikamentenbedingter Osteo- nekrose (Studiengruppe) vor und verglichen definierte Regionen im Ober- und im Unterkiefer mit den gleichen Regionen auf DVT-Bildern von 78 gesunden Patienten (Kontrollgruppe). Im Unterkiefer war das die Knochen- region zwischen der Wurzelspitze der Unterkiefermolaren und dem Mandibularkanal, im Oberkiefer die Region ober- halb der Wurzelspitzen der Eckzähne. Es wurden auf den Röntgenbildern der Studiengruppe also nicht unbedingt die Quelle: Ralf Schulze Sagittaler (links) und axialer (rechts) Ausschnitt eines DVTs eines Patienten mit manifester MRONJ (Medication-related osteonecrosis of the jaw): Die typischen hypersklerotischen Anteile in Kombination mit transluzenten Zonen und deutlich vergröberter Trabekelstruktur sind gut erkennbar. 68 | ZAHNMEDIZIN

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