Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1966) vorliegenden Konsensusdokuments zum Kariesmanagement bei Erwach- senen beziehen sich demnach auf approximale und Sekundärkaries- läsionen. KARIESMANAGEMENT FÜR APPROXIMALE LÄSIONEN Entscheidende Leitschnur für den Einsatz der verschiedenen Therapie- strategien für approximale Läsionen ist der Oberflächenstatus: Dieser sollte mit visuellen und/oder taktilen Metho- den und/oder anhand der röntgenolo- gischen Läsionstiefe beurteilt werden. Ein Oberflächeneinbruch (Kavitation) ist eher unwahrscheinlich, wenn die Läsion röntgenologisch auf den Schmelz beschränkt ist. Eine solche Läsion kann ohne invasive/restaurative Maßnahmen erfolgreich behandelt (arretiert) werden. Hingegen ist eine Kavitation wahrscheinlich bei einer Läsion, die deutlich ins Dentin ein- dringt. Eine solche Läsion benötigt oft- mals eine restaurative Therapie, um die Reinigungsfähigkeit, die Funktionalität und die Strukturintegrität des Zahnes wiederherzustellen. Bei Läsionen um die Schmelz-Dentin-Grenze herum beziehungsweise bis ins äußere Drittel des Dentins besteht eine gewisse Un- sicherheit, ob eine Kavitation vorliegt oder nicht; hier sollte – auch unter Berücksichtigung des Kariesrisikos – zurückhaltend vorgegangen und wenn möglich auf eine Restauration verzich- tet werden. Wichtig ist dann jedoch die regelmäßige Nachuntersuchung der betroffenen Fläche. Für die verschiedenen Läsionen stehen diverse Therapiestrategien zur Ver- fügung: Nicht-invasive Strategien ent- fernen kein Zahnhartgewebe; hierzu gehören zum Beispiel topische Fluorid- applikationen und andere Therapien zur Kontrolle des Mineralhaushalts Konsensusempfehlungen zum Management approximaler Karies Ebene Prävention und Behandlung auf Patientenniveau Nicht- und mikro- invasive Interventionen Invasive Interventionen Tab. 1, Quelle: ORCA und EFCD/DGZ Empfehlung Das Management approximaler Läsionen sollte innerhalb eines präventiv ausgerichteten Gesamtkonzepts (Ernährungsberatung, Motivation zur Mund- hygiene) erfolgen. Das Management des Kariesrisikos eines Patienten unter- stützt auch das Management spezifischer approximaler Läsionen und hilft bei der Prävention neuer Läsionen auf nicht betroffenen Zahnoberflächen. Für nicht kavitierte Läsionen: a. Nicht-invasive Maßnahmen (zum Beispiel Interdentalreinigung, topische Fluoridapplikation) können angewandt werden, um approximale Läsionen zu arretieren. Dies kann bei Patienten mit geringem Kariesrisiko oder bei Läsionen, die röntgenologisch auf den Schmelz beschränkt sind, ausreichend sein, um eine erfolgreiche Arretierung der Läsion zu bewirken. b. Bei Hochrisikopatienten oder bei Läsionen, die sich röntgenologisch bis ins Dentin erstrecken, sollten zusätzlich mikro-invasive Strategien (Versiegelung, Kariesinfiltration) erwogen werden. c. Die Entscheidung zwischen approximaler Versiegelung und Karies- infiltration sollte von individuellen Erwägungen geleitet werden, einschließlich der Faktoren Anwendbarkeit, klinischer Erfahrung und Kosten. Bei kavitierten Läsionen ist häufig eine Restauration indiziert. Für die Restau- ration approximaler Läsionen erlauben adhäsive Techniken eine minimal- invasive, substanzschonende Präparation; zudem sind adhäsive Materialien in der Regel zahnfarben und damit in vielen Fällen bereits das Material der Wahl. Amalgame weisen jedoch ein geringeres Sekundärkariesrisiko auf; zudem ist die Füllungslegung für Amalgame weniger techniksensitiv. Daher können sie in komplexeren Szenarien sinnvoll eingesetzt werden, wobei entsprechende Richtlinien berücksichtigt werden sollten (Phase-Down; keine Amalgamanwendung in Deutschland für Patienten mit Amalgamallergie und Niereninsuffizienz und für Patienten unter 15 Jahren; Anwendung bei Schwangeren und Stillenden nur bei medizinischer Indikation). Bei strukturell kompromittierten Zähnen, insbesondere bei endodontisch behandelten Zähnen, können indirekte höckerüberkuppelnde Restaurationen indiziert sein. Stärke der Empfehlung (Qualität der Evidenz) gering gering moderat moderat gering gering Zustimmung von 0–10 10 10 10 10 10 10 72 | ZAHNMEDIZIN
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=