Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20
zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1968) Kombination mit nicht-invasiven Maßnahmen stützt, als moderat einge- stuft. Für ein invasives/restauratives Vor- gehen zur Therapie approximaler Lä- sionen stand eine größere Anzahl von Studien zur Verfügung; diese unter- suchten eine Reihe von Füllungs- materialien. Die mittlere jährliche Ver- sagensrate schwankte zwischen 1,2 und 3,8 Prozent (nach Gewichtung für die Stichprobengröße). Amalgame scheinen ein geringeres Risiko des Ver- sagens in approximalen Kavitäten aufzuweisen als die meisten anderen Materialien. Angesichts der Tatsache, dass viele Patienten zahnfarbene Restaurationen wünschen, aber auch um möglichst substanzschonend präparieren zu können sowie unter Berücksichtigung des „Phase-Downs“ von Dentalamalgam im Zusammen- hang mit dem Minamata-Abkommen, werden adhäsive Restaurationen je- doch schon heute in vielen Ländern vorgezogen. Bei ausgedehnten Defek- ten, insbesondere bei endodontisch behandelten Zähnen, können auch indirekte (Höcker-überkuppelnde) Restaurationen in Betracht gezogen werden. Insgesamt wurde die Evidenz als gering eingestuft. Die getroffenen Empfehlungen zur Behandlung von approximaler Karies sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Hier werden auch die Evidenzstärke (gering, moderat, hoch) und die Zu- stimmung der Konsensusgruppe zu den Statements (von 0–10, angegeben wird der Median) dargestellt. In Ab- bildung 1 wird ein Fall beschrieben, bei dem approximale Karies in einem jungen Erwachsenen behandelt wird. MANAGEMENT VON SEKUNDÄRKARIES Sekundärkaries kann primäre kariöse Läsionen umfassen, die mit bestehen- den Restaurationen assoziiert sind, oder wirklich die Folge größerer Res- taurationsranddefekte sein. Letztere können das Ergebnis einer insuffizien- ten initialen Restauration oder einer signifikanten Alterung der Restauration sein. Sekundärkaries tritt häufiger bei Hochrisikopatienten, bei subgingivalen Restaurationen und im Seitenzahn- bereich auf. Die zweite Übersichtsarbeit, die dem Konsensuspapier zugrunde liegt, be- wertete eine Reihe von Aspekten im Zusammenhang mit Sekundärkaries [Askar et al., 2020]: \ Kann Sekundärkaries verhindert werden, wenn spezifische restaurative Techniken oder Materialien bei der Primär- restauration eingesetzt werden? \ Wie kann Sekundärkaries erkannt werden, um eine rechtzeitige und passende Therapie einzuleiten? \ Wie sollte detektierte Sekundär- karies behandelt werden? Zu Frage 1 lieferte die Übersicht nur wenige robuste Ergebnisse. Insgesamt scheinen Amalgame mit einem gerin- geren Risiko für Sekundärkaries asso- ziiert zu sein; dies deckt sich mit den oben genannten Aussagen zu approxi- malen Restaurationen. Zwischen den diversen Amalgamalternativen (Kom- posite, Glasionomere, Kompomere) zeigten sich nur wenige Unterschiede. Insgesamt scheinen Faktoren auf Patienten- und Anwenderebene ent- scheidend für das Sekundärkariesrisiko zu sein, allerdings ist die Datenlage insgesamt dürftig. Eine frühzeitige Detektion von Sekundär- karies kann den Einsatz von minimal- invasiven Behandlungen wie Reparatu- ren ermöglichen und helfen, eine vollständige Restaurationsentfernung und Erneuerung zu verhindern. Eine Vielzahl von Detektionsmethoden PROF. DR. CHRISTIAN H. SPLIETH Leiter der Abteilung für Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde Universitätsmedizin Greifswald, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Fleischmannstr. 42, 17475 Greifswald splieth@uni-greifswald.de Foto: privat Konsensusempfehlungen zum Management von Sekundärkaries Ebene Prävention und Behandlung auf Patientenniveau Detektion von Sekundärkaries Therapie von Sekundärkaries Tab. 2, Quelle: ORCA und EFCD/DGZ Empfehlung Durch das Management des gesamten Kariesrisikos eines Patienten wird auch das Risiko für das Auftreten von Sekundärkaries reduziert. Detektionsmethoden für Sekundärkaries sollten auf das Kariesrisiko des Patienten zugeschnitten sein. Insbesondere bei Patienten mit geringem Risiko sollte eine falsch- positive Erkennung und eine nachfolgende Überbehandlung vermieden werden. Dies kann durch eine Kombination von Bissflügelaufnahme und visuell-taktiler Beurteilung/Bestätigung beim Screening auf Sekundärkaries erreicht werden. Bei der Behandlung detektierter Sekundärkaries sollten minimal-invasive Ansätze (zum Beispiel Reparatur-/Ergänzungsfüllung, Re-Politur) erwogen werden. Stärke der Empfehlung (Qualität der Evidenz) gering gering gering Zustimmung von 0–10 10 10 10 74 | ZAHNMEDIZIN
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