Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1902) RASSISMUSDEBATTE BITTE KEINE SELBSTDARSTELLUNG Zum Beitrag „Dentists on bikes: 2 Zahnärzte, 2 Motorräder, 14.000 km“, zm 13/2020, S. 78–79, und zu den Leserbriefen „Eigene Rolle reflektieren“ von Dr. Jan Goldstein, zm 17/2020, S. 8, „Hautfarbe spielt keine Rolle“, „Kein touristischer Klimbim“ und „Ich würde mitfahren“, alle zm 18/2020, S. 10. Keiner zweifelt am Nutzen und Segen von Hilfseinsätzen und zahnärztlichem Engagement in Ländern der Dritten Welt, auch der Kollege Goldstein nicht. Unseren Respekt auch für die von den anderen Leserbriefschreiber(innen) bereits durchgeführten Projekte. Doch ist gerade deswegen der kritische Blick auf den in der Diskussion stehenden Artikel berechtigt – und auch die Einwände des Kollegen Goldstein. Was steht bei „Dentists on bikes“ im Vordergrund? Doch ganz klar die Selbstdarstellung der Verfasser im Rahmen eines Abenteuerurlaubs. Die eigene Rolle wird im maßlos übersteigerten Selbstbewusstsein nicht im Mindesten reflektiert. Man erscheint einfach unangekündigt (!) in einer Schule, nutzt die Höflichkeit der Einheimischen aus, degradiert sie zu Fotoobjekten, um ihnen ein paar banale Hygienebasics zu vermitteln und „Behandlungsempfehlungen“ auszusprechen. Das ist geradezu zynisch, als würde man einem unterernährten Kind ohne Zugang zu Nahrung sagen: „Du musst aber mal mehr essen!“ Ist das etwa kein Rassismus? In jedem Fall ist es respektlos und arrogant. Eine Selbstüberschätzung des „weißen Doktors“ beim Verteilen von Zahnbürsten. Es gibt viele unterstützenswerte Hilfsprojekte in der Dritten Welt für Ärzte und Zahnärzte, gut organisiert und nachhaltig. Nur steht bei diesen immer die Sache im Vordergrund und es ist harter Einsatz gefordert. Gerne lesen sicher auch Kolleginnen und Kollegen Berichte über solche Aktionen. Aber bitte, liebe zm-Redaktion, verschonen Sie uns mit plakativer Selbst- darstellung. Dr. Frank und Edda Ahlvers, Wittmund Foto: Federico Rostagno – stock.adobe.com Leserforum 08 | LESERFORUM