Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 110, Nr. 20, 16.10.2020, (1990) ABSCHIED VON DR. HELMUT ZEDELMAIER POLITIKER AUS LEIDENSCHAFT Mit Dr. Helmut Zedelmaier, der am 17. September 2020 im Alter von 93 Jahren in seiner Heimatstadt Schongau verstorben ist, verliert die deutsche Zahnärzteschaft ein Urgestein berufsständischer Gesundheitspolitik. Wie nur wenige hat er es verstanden, berufliche Belange der Zahnärzteschaft in den politischen Gestaltungsprozess auf Bun- des- und Landesebene einzubringen. Dabei kam ihm zugute, dass er nach seinem Studium an der Universität München und Tätigkeiten als Assistenzzahnarzt in München, Bonn und Chicago sowie der Gründung einer eigenen Zahnarztpraxis in Schongau Sozial- und Gesundheitspolitik auf kommunaler und Landesebene als Stadt- und Kreisrat und langjähriges Mitglied des Bayerischen Senats mitgestalten konnte – ein Erfahrungsschatz, der in seine späteren berufspolitischen Aktivitäten einfloss. Als Bundesvorsitzender des FVDZ seit 1973 wurde er ein maßgeblicher Mitgestalter zahnärztlicher Berufspolitik, wobei er sich konsequent für die Stärkung der freiberuf- lichen Praxis gerade im sozialpolitischen Umfeld der GKV einsetzte. Er trat entschieden gegen die von der Politik und den Krankenkassen forcierten Leistungsausweitungen ein und scheute auch die standesinterne Auseinandersetzung mit den seinerzeitigen Körperschaftsvertretern nicht. Dieser Kampf insbesondere gegen zunehmende Restriktionen der freiberuflichen Praxis durch eine überbordende Sozialbürokratie und Kostendämpfungspolitik führte dazu, dass er 1978 zum Vorsitzenden der KZBV gewählt wurde – ein Amt, das er mit großem Engagement und großer Anerkennung der gesundheits- und sozialpolitischen Öffentlichkeit bis 1986 ausübte. Hierbei hat er maßgebliche Akzente für eine Intensivierung der Beziehung zur Politik und zu den Krankenkassen gesetzt, insbesondere im Hinblick auf Vertrags-, Wahlleistungs- und Kostenerstattungsmodelle in der vertragszahnärztlichen Versorgung. Zugleich hat er sich als Vertreter der deutschen Zahnärzte in den internationalen Zahnärzte- organisationen auf europäischer Ebene und im Weltzahnärzteverband engagiert. Bei allem Einsatz für die berufsständischen Belange der Zahnärzteschaft hat er stets den Blick für die größeren gesundheits- und sozialpolitischen Zusammenhänge und einen ausgeprägten Realitätssinn bewahrt. Darüber hinaus zeichnete ihn ein humor- volles, menschlich zugewandtes, mit pfiffigem Charme durchwirktes Naturell aus, das ihn zu einem geschätzten Gesprächspartner der Politik und respektierten Verhand- lungspartner der Krankenkassen werden ließ. Die hohe Anerkennung der Vielfalt seines ehrenamtlichen Engagements hat sichtbaren Ausdruck gefunden in zahlreichen Aus- zeichnungen durch den Berufsstand und darüber hinaus in Gestalt des Bayerischen Verdienstordens und des Großen Bundesverdienstkreuzes. Seine zahlreichen Freunde im In- und Ausland, seine Mitarbeiter und Berufskollegen werden ihn stets in besonders wertschätzender Erinnerung behalten. Prof. Dr. Burkhard Tiemann, Köln Foto: zm – KZBV GENERATIONSWECHSEL BEI DEN HEILBERUFLERN WENIGER KARRIERE, MEHR SELBSTVERWIRKLICHUNG Eine neue Studie der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hat untersucht, wie junge Ärzte, Zahnärzte und Apotheker ticken. Therapie auf Augenhöhe: Die Gründe für die Berufswahl werden bei jungen Ärzten vielfältiger: Heilen und Helfen zu wollen sowie die Faszination am Beruf bleiben ausschlaggebend, Selbstverwirklichung, Verdienstmöglichkeiten und ge- sellschaftliches Ansehen kommen hinzu. Da die neue Generation mehr Wert auf Freizeit und Familie legt, sinkt der Stellenwert des Berufs. Bei der Patientenbehandlung setzen junge viel stärker als ältere Kollegen auf Digitalisierung, aber auch auf Wissensvermittlung und Therapie auf Augenhöhe. Selbstverwirklichung: Jüngere Zahnärzte messen der Arbeit einen gerin- geren Stellenwert bei als ältere, dafür werden Familie und Freizeit wichtiger. Auch das Thema Selbstver- wirklichung gewinnt an Bedeutung – als zentraler Vorteil der Selbstständigkeit. Die fehlende Familien- freundlichkeit wird dagegen als großer Nachteil der Niederlassung gesehen. Die Verbesserungen im Bereich der Digitalisierung nehmen Jüngere deutlich stärker wahr als Ältere und bewerten die Entwicklung bei beruflichen Gestal- tungsspielräumen positiver. Im Unterschied zu anderen Heilberuflern empfinden jedoch beide Generationen eine deutlichere Verschlechterung der Stellensituation. In puncto Bezahlung sehen knapp 90 Prozent der jüngeren Zahnärzte einen Rückschritt und sind somit in dieser Hinsicht noch kritischer als die ältere Generation mit 82 Prozent. Tradition: Während knapp ein Viertel der älteren Apotheker den Job noch aus Familientradition angetreten hat, ist dies heute nur bei jedem sechsten der Fall. Das Ansehen spielt bei der Berufswahl inzwischen weni- ger eine Rolle, denn das Image des Apothekerberufs hat sich im Rückblick auf die letzten 20 bis 30 Jahre aus Sicht beider Generationen eher verschlechtert. Die neue Generation schätzt sich mit 75 Prozent di- gitaler ein als die älteren Kollegen (51 Prozent) ck Die Befragung wurde im Juli und August in mit DocCheck- Research durchgeführt, insgesamt wurden 800 Heilberufler zwischen 25 und 70 Jahren befragt, davon jeweils 200 Hausärzte, Fachärzte, Zahnärzte und Apotheker. 96 | PERSÖNLICHES / PRAXIS

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