Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 110, Nr. 21, 1.11.2020, (2024) INTERVIEW MIT KONSTANTIN VON LAFFERT UND DR. KAI VOSS „Das war der Lackmustest für unsere Praxishygiene!“ Das Thema Hygiene hat in der Corona-Pandemie noch einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen. Zu Beginn der Pandemie machten sich viele Unsicherheiten breit – in den Zahnarztpraxen und außerhalb. Die zm sprachen mit Konstantin von Laffert und Dr. Kai Voss, die sich seit vielen Jahren mit dem Thema Praxishygiene unter anderem im Ausschuss Praxisführung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und im Deutschen Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ) beschäftigen. zm: Herr von Laffert, Herr Dr. Voss, das Thema Hygiene steht bei Zahnärztinnen und Zahnärzten ohnehin ganz oben auf der Prioritätenliste. Mit der Corona-Pandemie hat die Thematik noch einmal einen anderen Stellenwert bekommen – für Zahnärzte und ihr Personal, aber auch für die Patienten. Der DAHZ hat sich schon sehr früh zu Beginn der Pandemie mit dem Thema Covid-19 befasst und Empfehlungen herausgegeben, die die BZÄK übernommen hat. Was waren die Probleme, die Sie lösen mussten? Dr. Kai Voss : Ja, das ist richtig. Die DAHZ-Stellungnahme wurde bereits am 19. April veröffentlicht. Zu diesem Zeit- punkt gab es noch fast keine belastbaren Studien zu SARS- CoV-2, die man für die Stellungnahme hätte verwenden können. Die im Internet kursierenden „Empfehlungen“ aus unterschiedlichsten Quellen waren teilweise diametral entgegengesetzt in den Aussagen. Trotzdem hat die DAHZ-Stellungnahme bis heute Bestand und musste nicht korrigiert werden. Das ist nach meiner Überzeugung überwiegend dem Umstand geschuldet, dass der DAHZ-Vorsitzende Prof. Lutz Jatzwauk als Krankenhaus- hygieniker über langjährige Erfahrungen mit anderen Infek- tionskrankheiten verfügt, die aerogen übertragen werden. Wie sich in den vergangenen Monaten gezeigt hat, führen immer wieder sogenannte Superspreader- Ereignisse zu größeren Ausbrüchen. Hatten Sie Sorge, dass dies auch in Zahnarztpraxen vorkommen kann? Konstantin von Laffert : Eigentlich hatte ich diese Sorge nie. Denn ich weiß, dass die Kolleginnen und Kollegen beim Thema Hygiene auch schon vor Corona sehr sensibilisiert und diszipliniert waren. Auch die Praxisteams sind bei die- sem Thema konsequent und engagiert. Mich hat das Fehlen von Infektionen in Zahnarztpraxen nicht überrascht und es bestärkt mich in der Ansicht, dass es falsch ist, den Menschen immer als Unsicherheitsfaktor anzusehen. Manche meinen, allein mit noch häufigeren und aufwendi- geren Validierungen von Maschinen, Risiken zu minimieren. ZU DEN PERSONEN Konstantin von Laffert (53) ist seit 2015 Präsident der Zahnärztekammer Hamburg. Seit über 20 Jahren gehört er dem dortigen Vorstand an. Er ist seit 2018 Vorsitzender des Ausschusses Praxisführung der BZÄK. Seine Praxis liegt im Hamburger Stadtteil Niendorf. Dr. Kai Voss (64) ist Vizepräsident der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein. Er ist Mitglied im Ausschuss Praxis- führung der BZÄK, außerdem Vorsitzender der Bundes- versammlung der BZÄK. Seit vielen Jahren engagiert er sich auch im Deutschen Arbeitskreis für Hygiene in der Zahn- medizin (DAHZ). Er hat eine Praxis in Kirchbarkau (Kreis Plön). „Ein großes Problem scheint bei der Schutzausrüstung auf uns zuzukommen – primär bei den Schutzhandschuhen. Aber ohne Handschuhe können wir die Arbeit einstellen.“ Dr. Kai Voss 14 | PRAXIS

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